Fliegenfischen lernen – leichter als du denkst!


FLIEGENFISCHEN FÜR ANFÄNGER: DER RATGEBER FÜR EINSTEIGER

Fliegenfischen liegt voll im Trend. Immer mehr Menschen können sich für diese Art der Fischerei begeistern. Dass dieser regelrechte Boom weit mehr ist als ein hippes Strohfeuer, zeigen der beeindruckende Zuwachs, der sich auch von Corona nicht stoppen ließ. Im Gegenteil, plötzlich wollten sehr viele Menschen ihre freie Zeit draußen in der Natur verbringen. Dazu ist Fliegenfischen natürlich ideal. Denn du gehst auf Tuchfühlung mit den Gewässern und den darin lebenden Tieren. Du tauchst sprichwörtlich in einen neuen Lebensraum ein. Und das macht auch den besonderen Reiz des Fliegenfischens aus. Denn beim Fliegenfischen geht es nicht nur darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele oder große Fische zu fangen. Das Fliegenfischen ist vielmehr eine kontemplative Art sich der Natur und den Fischen zu nähern.

Aber nicht nur Neu-Einsteiger lassen sich von der Fliegenfischerei begeistern. Auch viele Angler, die bereits seit Jahren mit anderen Methoden und Techniken angeln, zieht die Fliegenfischerei in ihren Bann, wenn sie sehen, wie erfolgreich das Angeln mit der Fliege sein kann.

Mit dem Fliegenfischen zu beginnen ist aber auch eine ganz bewusste Entscheidung für eine sehr schonende und faire Fischereimethode. Geschützte oder geschonte Fischarten bzw. Fische, die das Mindestmaß noch nicht erreicht haben, können problemlos vom Haken - besonders wenn dieser widerhakenlos ist - befreit und weitgehend unbeschadet in ihr Element zurückgesetzt werden.

Fliegenfischer Fliegenfischen Drill Bach Schlucht

Forelle im Drill vor beeindruckender Naturkulisse - so schön kann Fliegenfischen sein

Auch dich fasziniert diese elegante Angelmethode und du möchtest Fliegenfischen lernen? Super, denn unserer bescheidenen Meinung nach ist das Fischen mit der Fliege die schönste Sache der Welt! Du würdest es gerne selbst ausprobieren, hast aber irgendwo gelesen oder gehört, dass vor allem das Werfen gar nicht so einfach ist? Um diese Mythen und Missverständnisse gleich auszuräumen: Jede und jeder kann Fliegenfischen! Und jede und jeder kann das Werfen der Fliege lernen! Genauso wie man Radfahren oder Schwimmen lernt, kann man das Fischen und Werfen mit der Fliege erlernen. Einziger Unterschied: Fliegenfischen ist dabei sicherlich einfacher als Radfahren oder Schwimmen. Bereits nach wenigen Stunden Übung wirst du die grundlegenden Würfe beherrschen und kannst die künstliche Fliege erfolgversprechend präsentieren. Das Schöne am Fliegenfischen ist, dass du kein Meister im Weitwurf sein musst, um deine ersten Fische mit der Fliege zu fangen. Viel wichtiger als weite Würfe sind für den Fangerfolg beim Fliegenfischen eine präzise Präsentation und die kontrollierte Führung deiner Fliege.

1. FLIEGENFISCHEN – WAS IST DAS EIGENTLICH?

Das Fliegenfischen wird oft als Königsdisziplin des Angelns bezeichnet. Das wird leider immer wieder fälschlicherweise als elitäre oder besonders komplizierte Art der Fischerei missverstanden. Schauen wir uns gemeinsam an, worin sich das Fliegenfischen von anderen Angelmethoden unterscheidet und was den besonderen Reiz ausmacht.

Äsche Drill Fliegenfischen

Diese Äsche liefert einen spektakulären Drill - das ist Adrenalin pur

2. FLIEGEN ZUM FISCHEN?

Beim Fliegenfischen bzw. Fischen mit der Fliege wird – wie der Name bereits verrät – als Köder eine Fliege verwendet. Diese ist aber keine echte Fliege, sondern eine mehr oder weniger realistische Nachbildung eines Insekts. Diese Imitate entstehen, indem natürlichen oder künstlichen Materialien aufwändig auf einen Haken gebunden werden.

Das Binden von Fliegen ist auch heute aufgrund der Komplexität noch reine Handarbeit und lässt sich (gottseidank!) zumindest aktuell noch nicht durch Maschinen ersetzen. Es ist erstaunlich, welche Fliegenmuster sich aus vergleichsweise einfachen Bindematerialien realisieren lassen. Nicht umsonst wird das Fliegenbinden von vielen als eigene Kunstform bezeichnet. Und das völlig zu Recht, wie wir meinen. Viele Fliegenfischer binden ihre Fliegen auch selbst. Für sie ist es besonders reizvoll die Fische mit selbst gebundenen Fliegen überlisten zu können. In diesem Beitrag wollen wir uns aber in erster Linie mit dem Fliegenfischen für Anfänger beschäftigen. Wenn du dich für das Fliegenbinden interessierst, findest du in der entsprechenden Produktkategorie unseres Online-Shops eine sehr gute Beschreibung mit vielen tollen Bildern und erklärenden Videos.

Künstliche Fliege Nymphe Fliegenbinden

Eine künstliche Fliege entsteht aus natürlichen und synthetischen Bindematerialien. Viele Fliegenfischer binden ihre Fliegen selbst.

Bei den nachgebildeten Insekten handelt es sich meist um Arten, die einzelne oder alle Lebensabschnitte im, auf oder am Wasser verbringen. Aber auch Landinsekten, welche in Wassernähe leben und aufgrund eines "Missgeschicks" im Wasser landen, wie z.B. Bienen, Wespen, Ameisen, Raupen, Käfer, Heuschrecken usw. stehen auf dem Speiseplan der Fische.

Fische ernähren sich aber nicht nur von Insekten, sondern auch von Würmern, Schnecken, Amphibien und sogar kleine Säugetiere wie Mäuse. Viele Fische schrecken auch nicht vor anderen Fischen und sogar eigenen Artgenossen zurück. All diese Beutetiere lassen sich auf dieselbe Weise imitieren. Der Einfachheit halber werden auch diese Muster als Fliegen bezeichnet. Darüber hinaus eignen sich auch sogenannte Reizfliegen sehr gut, um erfolgreich Fische fangen. Diese Fliegenmuster sind frei erfunden und imitieren keine bestimmte Beute. Vielmehr üben aufgrund verschiedener Farbreize oder der Silhouette eine Anziehungskraft auf Fische aus, welche sie im besten Fall zum Biss animieren.

3. DIE VERSCHIEDENEN TECHNIKEN DER FLIEGENFISCHEREI

So unterschiedlich wie die Nachbildungen der echten Insekten bzw. Beutetiere sind, so unterschiedlich sind auch die Techniken, um diese so lebensecht wie möglich den Fischen zu präsentieren. Und nach diesen unterschiedlichen Kategorien von Fliegen lassen sich auch die einzelnen Techniken des Fliegenfischens einteilen:

3.1. FLIEGENFISCHEN MIT DER TROCKENFLIEGE

Das Fliegenfischen mit der Trockenfliege ist die klassischste und unserer Meinung nach auch die spannendste und emotionalste Art, mit der Fliege zu fischen. Dabei wird eine schwimmende künstliche Fliege möglichst sanft auf der Wasseroberfläche abgelegt. Da sie nicht eintaucht, bleibt sie "trocken" - daher auch der Name. Die künstliche Fliege soll auf dem Wasser so natürlich wie möglich abtreiben. Auf diese Weise stellt sie für den Fisch ein verunglücktes Insekt dar, und damit eine leichte und schmackhafte Beute. Je besser die Imitation dem realen Insekt in Form, Größe und Farbe gleicht, desto höher sind die Erfolgsaussichten.

Wenn du am Wasser immer wieder kleine Ringe an der Oberfläche bemerkst, die von steigenden Fischen verursacht werden, ist das ein untrügliches Zeichen um dein Glück mit der Trockenfliege, zu versuchen. Den Fischen, die an der Wasseroberfläche treibende Insekten einsammeln, solltest du deine Fliege möglichst vorsichtig präsentieren. Am besten schaust du dir zuerst die Strömungsverhältnisse an und wirst die Fliege so, dass sie ein wenig oberhalb des steigenden Fisches landet. So wird dieser nicht verschreckt und das Fliegenimitat treibt – so wie die übrigen, echten Insekten, auf den Standplatz des Fisches zu. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Fliege möglichst natürlich abtreiben kann. Eine durch die Strömung gespannte Fliegenschnur kann deine künstliche Fliege nämlich über das Wasser ziehen. Der Fisch erkennt den Schwindel und wird deine Fliege meiden. Keine Regel ohne Ausnahme: Köcherfliegen (Sedges, Caddies flies) schlittern bei der Ei-Ablage übers Wasser. Bei solchen Mustern ist ein Furchen der Fliege und die charakteristische V-förmige Heckwelle daher manchmal sogar erwünscht. Auch bestimmte Jagd- bzw. Suchfliegen werden zum Teil aktiv gefischt.

Trockenfliege Fliegenbinden Fliegenfischen
Trockenfliege Käfer Imitat Fliegenbinden Fliegenfischen

Verschiedene Trockenfliegen-Muster: die Nachahmung einer Eintagsfliege sowie ein gut schwimmendes Käfer-Imitat.

Beim Wurf ist auch die Wahl des richtigen Standplatzes ist entscheidend für den Fangerfolg. Wenn die Fliegenschnur oder das Vorfach beim Ablegen der Fliege direkt auf oder neben dem Fisch landen, wirst du diesen verschrecken. Idealerweise wirfst du daher schräg stromauf. So kann die Trockenfliege direkt auf den steigenden Fisch zutreiben, während Vorfach und Fliegenschnur seitlich davon vorbeitreiben und der Fisch keinen Verdacht schöpfen kann. Dabei nutzt du jede dir bietende Deckung und reduzierst deine Bewegungen und Silhouette auf ein Minimum. Selbes gilt auch für das Waten. Einen aufgeschreckten Fisch wirst du in aller Regel nicht mehr fangen.

Trockenfliegen imitieren Insekten, die vom Gewässergrund aufgestiegen sind, aus ihrer Larvenhülle schlüpfen und die Wasseroberfläche durchbrechen, um ein flugfähiges Insekt zu werden (Emerger). Sie können aber auch das Adult-Stadium von Insekten nachahmen, die sich entweder zur Eiablage auf der Wasseroberfläche niederlassen (Imago) oder nach erfolgter Eiablage tot mit ausgebreiteten Flügeln auf der Wasseroberfläche treiben (Spent). Auch schwimmende Reiz- bzw. Suchfliegen sowie die vorher genannten Landinsekten (Terrestrials) werden zu den Trockenfliegen gezählt.

Mit Trockenfliegen können vor allem Fische überlistet werden, die aktiv Insekten von der Wasseroberfläche „pflücken“. Ein plötzlicher massenhafter Schlupf von Wasserinsekten, z.B. von Eintagsfliegen, welcher die Fische zum Steigen animiert, kann das Fliegenfischen mit der Trockenfliege zu einem unvergesslichen Erlebnis machen, vorausgesetzt die richtige Fliege hängt am Vorfach. Bei einem solchen Massenschlupf verfallen die Fische nicht selten in einen regelrechten Fressrausch und schlagen sich die Bäuche voll. Dabei schießen sie sich aber auf genau dieses eine Insekt ein, das massenhaft gerade schlüpft. Alle anderen Fliegenmuster werden gänzlich ignoriert. Die Herausforderung bei einem solchen Spektakel ist es daher weniger, die steigenden Fische zu befischen. Vielmehr musst du den Fisch inmitten des überaus reichlich gedeckten Tisches überzeugen, dass dein Imitat noch viel schmackhafter ist als die zigfach dahintreibenden Originale.

Als Ausrüstung für das Fliegenfischen mit der Trockenfliege empfehlen wir, je nach Gewässerbreite, eine Fliegenrute zwischen 7,6 und 9 Fuß Länge mit schneller, aber progressiver Aktion (keine Spitzenaktion), ausgelegt für eine Schnurklasse von #3 bzw. #4. Wir empfehlen eine DT-Schwimmschnur (double taper – beidseitig verjüngt), um eine möglichst sanfte Präsentation der Trockenfliege in klaren Gewässern und bei scheuen Fischen zu erleichtern. Um hingegen größere Wurfdistanzen zu erreichen aber auch bei windigen Verhältnissen kann eine WF-Schwimmschnur (weight forward – mit Keule am vorderen Ende) zweckmäßiger sein.

Ein 3 - 5m langes verjüngtes Vorfach (egal ob knotenloses oder geknotet) ist ideal. Es rollt durch die die Verjüngung schön ab und überträgt den Wurfimpuls bis in die Spitze. Auf diese Weise kannst du die Trockenfliege sehr delikat ablegen. Gerade so, als ob ein echtes Insekt auf der Wasseroberfläche landen würde. Wie wir aber bereits gesehen haben, ist ein vollständig gestrecktes und damit gespanntes Vorfach nicht immer zielführend. Oft ist es effizienter, das Vorfach locker bzw. beinahe "haufenförmig" abzulegen. Auch wenn die Strömung an der Fliegenschnur und am Vorfach zieht, triebt die Fliege einige Augenblicke dennoch möglichst natürlich ab. Oder sie bleibt in ruhigen Kehrwassern und Rückströmungen und Stromkanten kurz liegen. Einige wenige Sekunden genügen, um den Fisch zum Anbiss zu verleiten. Die Vorfachspitze sollte, je nach Sichtigkeit des Gewässers, Fließgeschwindigkeit und erwarteten Größen der Fische zwischen 0,12 und 0,16 mm liegen. Bei besonders skeptischen Fischen, wenig Hindernissen und etwas Übung im Drill auch unter 0,12 mm.

Saibling Bachsaibling Fliegenfischen Trockenfliege

Wenn das Wasser so klar ist, muss das Vorfach unauffällig sein, damit der Fisch keinen Verdacht schöpft und die Fliege nimmt.

Kleiner Tipp: Forellen und Äschen lassen sich nicht nur dann mit der Trockenfliege überlisten, wenn sie gerade auf natürliche Insekten während eines Schlupfes steigen! Vom späten Frühjahr bis in den Spätherbst hinein lassen sich unsere flossentragenden Freunde vorzüglich mit der Suchfliege zum Anbeißen animieren – auch wenn in der Natur gerade kein Massenschlupf von Insekten vorkommt. Gerade am Tagesrand verlassen die großen Fische ihre sicheren Verstecke und begeben sich auf Beutezug. Diese Zeit wird auch als Abendsprung bezeichnet und kann dir überraschend schöne Fänge mit der Trockenfliege bringen. Voraussetzung für den Erfolg mit der Such- oder Jagdfliege sind ein nicht zu tiefes Gewässer und eine große, buschige, gut sichtbare und sehr schwimmfähige Trockenfliege (oft sind große Köcherfliegenmuster aus Rehhaar sehr erfolgreich). Bei dieser Art der Fischerei mit der Trockenfliege wird an die Energiebilanz der Fische "appelliert" – einen so großen vermeintlichen Happen kann sich keine Forelle entgehen lassen!

3.2. FLIEGENFISCHEN MIT DER NYMPHE

Das Fliegenfischen mit der Nymphe ist eine überaus effiziente und erfolgreiche Art mit der Fliege zu fischen und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Dazu trägt wahrscheinlich auch der Rückgang an "Massenschlupfen" von Wasserinsekten an vielen Gewässern dazu bei. In der Folge ist zu beobachten, dass Forellen und Äschen ihre Gewohnheiten in Bezug Nahrungsaufnahme umgestellt haben. Sie steigen seltener nach geschlüpften Insekten, sondern stellen den verschiedenen Lebensstadien der Insekten nach, die sie im Wasser verbringen. Während ihres Lebenszyklus können Insekten auch mehrere Jahre im Wasser verbringen, und stehen den Fischen damit rund ums Jahr als Nahrungsquelle zur Verfügung. Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich Fische oftmals leichter mit der Nymphe als mit der Trockenfliege fangen lassen.

Beim Fliegenfischen mit der Nymphe wird mit künstlichen Fliegen gefischt, welche im Wasser mehr oder weniger schnell absinken sollen, um das Larvenstadium von Insekten im Wasser, besonders am Gewässergrund, zu imitieren. Diese Fliegen sind oft mit einer Bleiwicklung direkt am Fliegenhaken und/oder einer Kopfperle aus Messing oder Tungsten beschwert, um auch tiefe Gewässerbereiche erfolgreich befischen zu können. Um schnell auf die gewünschte Gewässertiefe zu kommen ist neben dem Gewicht der Nymphe auch das korrekte "Menden" also Umlegen der Fliegenschnur wichtig. Auf diese Weise vermeidest du, dass die abtreibende Fliegenschnur Zug auf das Vorfach ausübt und ermöglichst so ein freies und damit schnelleres Absinken der Nymphe.

Forelle Marmorata Nymphe Nymphenfischen Fliegenfischen

Schöne Forelle mit der Nymphe überlistet. Nymphen sind das ganze Jahr hindurch fängig und effektiv.

Sehr stark zur Popularität des Nymphenfischens haben auch die besonderen Techniken beigetragen, die bei internationalen Wettkämpfen im Fliegenfischen zur Anwendung kamen. Den Anfang haben dabei das Czech Nymphing bzw. das Polish Nymphing gemacht. Ähnliche Entwicklungen hat es aber auch in anderen Wettkampf-affinen Nationen gegeben. Auf die dortigen Gegebenheiten angepasste Techniken haben sich entwickelt und werden als French Nymphing und Spanish Nymphing bezeichnet. Für den Einsteiger spielen die unterschiedlichen Nuancen der einzelnen Techniken sowie deren Entstehung nur eine untergeordnete Rolle. Tatsächlich sind die Übergänge fließend und durch das Streben nach Innovation der professionellen Fliegenfischer hat sich aus den einzelnen Techniken das moderne Euro Nymphing entwickelt, welches die Vorteile der genannten nationalen Strömungen übernommen und weiterentwickelt hat. Allen diesen Techniken gemein ist, dass sie ohne die klassische Fliegenschnur als Wurfgewicht auskommen. Dies ist aber per Definition eines der Hauptmerkmale des Fliegenfischens. Für viele traditionelle Fliegenfischer ist deshalb Euro Nymhing und seine Vorgänger nicht Fliegenfischen im ursprünglichen Sinn.

3.2.1. KLASSISCHES NYMPHENFISCHEN

Für das klassische Fliegenfischen mit der Nymphe ist generell eine etwas längere Fliegenrute mit schneller, aber parabolischer oder progressiver Aktion von Vorteil. Dadurch sind die für das Nymphenfischen üblichen Rollwürfe und Spezialwürfe bedeutend einfacher zu bewerkstelligen als mit einer kurzen Rute mit Spitzenaktion. Wir empfehlen je nach Gewässerbreite eine Fliegenrute mit 9 bzw. 10 Fuß Länge, ausgelegt für eine Schnurklasse von #4 bis #6. Eine schwimmende Fliegenschnur mit WF-Profil (weight forward – mit Keule am vorderen Ende) ist zum klassischen Nymphenfischen auf weite Distanz am besten geeignet. Auf kurze Distanzen eignet sich eine schwimmende DT-Schnur besser.

Als Vorfach ist eine Kombination von zwei Schnurstärken aus Fluorocarbon ideal, verbunden mit Hilfe eines Micro Tippet Rings (auch Pitzenbauer-Ring genannt). Fluorocarbon ist nahezu durchsichtig und schwimmt im Gegensatz zum normalen Monofil nicht. Das dickere Teil des Vorfachs beträgt ca. 1/3 und das dünnere ca. 2/3 der Gesamtlänge von 3 bis 4 Metern. Ideale Vorfachkombinationen sind z.B. 0,22 mm + 0,18 mm für schnelle Gewässer und 0,22mm + 0,16mm für eine mäßige Strömung. Bei besonders skeptischen Forellen in mäßig schnellen Gewässern ist eine Kombination von 0,20 mm + 0,14 mm ratsam.

Nymphe Fliegenfischen
Nymphe Fliegenfischen

Zwei fängige Muster für das klassische Nymphenfischen.

Knotenlose konische Vorfächer sind für das klassische Nymphenfischen nicht ideal, da sie am oberen Ende sehr dick sind (0,50 mm und mehr), dadurch einen hohen Wasserwiderstand haben und somit das schnelle Absinken der Nymphe verhindern bzw. dazu führen, dass sich diese unnatürlich schnell bewegt.

Beim Fliegenfischen mit der Nymphe wird oft 50 - 70 cm über der schweren Nymphe eine zweite, meist kleinere und leichtere Nymphe eingeknüpft, an einem 8 - 15cm kurzen Seitenarm. Dieser sogenannte "Springer" ist oft sehr erfolgreich, allerdings nicht in allen Fliegengewässern erlaubt.

Absolut empfehlenswert ist beim Nymphenfischen eine Sichthilfe, auch Bissanzeiger oder Strike Indicator genannt. Dieser zeigt dir auch sehr feine Bisse zuverlässig an. Denn vor allem im schnell fließenden, turbulenten Wasser mit vielen Querströmungen wird die Bisserkennung allein an Fliegenschnur und Vorfach beinahe unmöglich. Aber gerade beim Fliegenfischen mit der Nymphe ist es unerlässlich, jeden vermuteten Fischkontakt sofort (!) mit einem Anhieb (ein Spannen der Schnur genügt angesichts der feinen Vorfachdurchmesser absolut) zu quittieren. Wenn du öfters auf diese Weise mit der Nymphe fischst, wirst du feststellen, dass Forellen manchmal nach dem Bissanzeiger steigen. In dem Fall ist es höchst an der Zeit mit der Trockenfliege weiter zu fischen wink

Beim klassischen Fliegenfischen mit der Nymphe bewegt man sich stromaufwärts, wirft leicht seitlich stromauf. Die Nymphe sollte möglichst schnell zum Gewässergrund absinken und dort so natürlich wie möglich abtreiben. Durch die Reibung des rauen Gewässerbodens ist die Strömung dort geringer als im Freiwasser. Fische halten sich daher bevorzugt dort auf, da sie dort weniger Energie aufwenden müssen und dennoch vorbeitreibende Nahrung aus der Strömung „pflücken“ können. Daher solltest du deine Nymphen vor allem in Grundnähe anbieten und diesen Bereich systematisch abfischen. Ein geschicktes "Schlaufenlegen" der Schnur ist unumgänglich, um lange und saubere Driften der Nymphe in der richtigen Tiefe zu ermöglichen.

3.2.2. MODERNES NYMPHENFISCHEN

Das moderne Nymphenfischen in der aktuellen Form ist ein Produkt ständiger Optimierung und Innovation, getrieben durch den Wettbewerbsdruck, der in der internationalen Wettkampfszene herrscht. Die Entwicklung dieser Technik ist aber nicht abgeschlossen. Kontinuierlich wird an Präsentationstechniken, Nymphenmustern und Produkt-Varianten getüftelt, um sich einen minimalen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Die fischereiliche Effizienz wird beim Euro Nymphing auf die Spitze getrieben und nicht immer wir dabei Rücksicht auf Tradition und Konvention genommen. Kurzum, wer fängt, hat recht.

Aufgrund ihrer sehr hohen Erfolgsrate erlebt diese Angelmethode mit der Nymphe einen sehr sehr großen Zulauf. Denn viele Fliegenfischer im Hobbybereich wollen am Wasser von der Fängigkeit dieser Methode profitieren. Auch der interessierte Anfänger im Fliegenfischen wird sehr bald mit dieser Technik in Berührung kommen oder zumindest davon hören und lesen. Daher ist ein näherer Blick auf das Euro Nymphing sehr sinnvoll:

Als Fliegenruten kommen ausnahmslos längere Ruten zwischen 9‘6‘‘ bis hin zu 11‘6‘‘ zum Einsatz. Wie bereits weiter oben erwähnt, wird beim Euro Nymphing auf eine klassische Fliegenschnur verzichtet. Vielmehr kommen sehr oft überlange monofile Vorfächer zum Einsatz, die auch bis zu 12 Meter erreichen können. Alternativ werden ultradünne Fliegenschnüre mit einem Durchmesser von 0,55 mm angeboten, die mittlerweile auch bei Wettbewerben im Fliegenfischen vorgeschrieben sind. Damit du deine Nymphen (meist wird mit 2 oder mehr Nymphen gefischt) dennoch an die gewünschte Stelle werfen kannst, sind die Fliegenruten für Schnurklassen von #2 bis #3 ausgelegt.

Nymphe Fliegenfischen
Nymphe Fliegenfischen

Muster für das Euro Nymphing. Schlanke Nymphen für schnelles Absinken, auffällige Farben und Kontraste reizen die Fische.

Auf das klassische Werfen mit Vor- und Rückschwung wird beim Euro Nymphing weitgehend verzichtet. Vielmehr werden die Nymphen am Ende der Drift in einer ovalen Drehbewegung der Fliegenrute über dem Kopf flussauf geschlenzt. Dabei reicht das Gewicht der Nymphen aus, um diese auch auf Distanzen von rund 8 bis 10 Metern noch punktgenau zu servieren. Weitere Würfe sind bei dieser Technik nicht notwendig und auch nicht erwünscht. Denn beim Euro Nymphing fischt du sehr systematisch den Nahbereich ab. Da die Schnüre praktisch kein Gewicht aufweisen, hängen sie nicht durch und erlauben dir, auf direkter Tuchfühlung mit deinen Nymphen zu bleiben. Daher solltest du die Schnur auch nicht auf der Wasseroberfläche ablegen, sodass sich durch die Strömung Schnurbögen bilden.

Der große Vorteil dieser Technik liegt in der Tatsache, dass die Nymphen sehr lange in dem Bereich des Gewässers geführt werden, wo auch die Fische stehen. In aller Regel ist dies in der Nähe des Gewässergrundes. Vor allem aber erlaubt dir diese Technik eine unerreichte Kontrolle über die Drift deiner Nymphen. Die leicht gespannte Schnur erlaubt dir einen direkten Kontakt zur Nymphe, die äußerst sensiblen Spitzen der speziellen Fliegenruten übertragen jeden Zupfer der Nymphe. Du spürst richtiggehend, wie diese über den Grund springt und dabei immer wieder auf einen Stein trifft. Auf diese Weise kannst du sicherstellen, dass deine Nymphen auch in der „heißen Zone“ abdriften und spürst auch noch den leisesten Anfasser des scheuesten Fisches.

Auch beim Euro Nymphing kommen Bissanzeiger zum Einsatz, wobei diese in der Regel aus gut sichtbaren, da gefärbten Schnüren bestehen. In erster Linie sind diese sehr hilfreich, die genaue Position und jede verdächtige Bewegung deiner Schnur im Auge zu behalten. Die Kombination aus den gefühlten Informationen, die von der Nymphe auf die dünne Schnur und die Rute auf deine Rutenhand übertragen werden mit dem sichtbaren Verhalten des Anzeigers ermöglicht dir eine kontinuierliche und absolute Kontrolle.

Zugegeben, Euro Nymphing mag beim ersten Durchlesen wenig greifbar und komplex klingen. Und ja, etwas Erfahrung, vor allem, was das Gewässer und die bevorzugten Standorte der Fische betrifft, schadet sicherlich auch nicht. Andererseits kommt das Euro Nymphing ohne klassisches Fliegenwerfen aus und aufgrund seiner Fängigkeit wird auch der Anfänger im Fliegenfischen sehr bald seine ersten Fische damit fangen. In diesem Blogbeitrag erklärt dir Sandro Soldarini, ein überaus bekannter und erfolgreicher Fliegenfischer, worauf es beim Euro Nymphing ankommt.

3.3. FLIEGENFISCHEN MIT DEM STREAMER

Auch das Fliegenfischen mit dem Streamer entspricht nicht unbedingt der Ästhetik des Fliegenfischens mit der Trockenfliege. Zudem ahmen Streamer ja keine Fliege im engeren Sinne nach, sondern ein Fischchen oder eine ähnliche Beute. Daher wurde auch diese Technik lange Zeit eher kritisch gesehen. Dennoch ist das Streamerfischen mittlerweile gut etabliert. Wohl auch deshalb, weil damit ausgezeichnete Fangergebnisse auf kapitale Forellen, Huchen, Hechte und viele andere Raubfische im Süss- und Salzwasser möglich sind.

Zum Fliegenfischen mit dem Streamer empfehlen wir eine ziemlich steife Fliegenrute mit 9 Fuß Länge. Da die Streamer größer und damit windfängiger sind und zahlreiche Modelle auch beschwert, sollte die Fliegenrute für eine höhere Schnurklasse ausgelegt sein. Wenn du dein Glück auf kapitale Forellen in größeren Flüssen versuchst, reicht eine Fliegenrute der Schnurklasse #6 bis #7 sicherlich aus. Mit einer solchen Rute bist du auch für die Fliegenfischerei an der Küste auf Meerforellen, Hornhechte usw. gut gerüstet. Auf Hechte und andere große Räuber im Süsswasser sollte die Fliegenrute aber zumindest für die Schnurklasse #8 ausgelegt sein. Je nach Ködergröße und -gewicht bzw. verwendeter Fliegenschnur (schwere Sinkschnüre, um schnell auf Tiefe zu kommen) kann aber eine Fliegenrute bis hin zu Klasse #10 sinnvoll sein.

Forelle Bachforelle Streamer Fliegenfischen

Keine Angst vor großen Streamern! Auch diese Forelle wollte sich den ordentlichen Happen nicht entgehen lassen.

Um die Streamer gut und leicht werfen zu können, solltest du auf WF (weight forward) Fliegenschnüre zurückgreifen. Durch das im vorderen Bereich der Schnur konzentrierte Gewicht lassen sich auch größere und schwerere Streamer im Wurf besser handhaben. Ob du deine Streamer mit reinen Schwimmschnüren oder Fliegenschnüren mit Sinkeigenschaften fischst, hängt vor allem von der Tiefe und der Strömung des Gewässers ab. Je flacher und langsam fließender das Gewässer ist, desto eher eignen sich Schwimmschnüre. Wenn du allerdings schnell auf Tiefe kommen musst, dann wirst du um schwere Sinkschnüre nicht umhinkommen. Für das Fliegenfischen mit dem Streamer in mittelgroßen Flüssen auf kapitale Forellen hat sich für uns eine WF Schwimmschnur mit Sinkspitze bestens bewährt. Recht schnell auf unterschiedliche Verhältnisse am Wasser kannst du dich anpassen, indem du etwa ein Polyleader mit den gewünschten Sink-Eigenschaften vorschaltest oder dein Vorfach mit Tungstenpaste punktuell beschwerst, idealerweise rund 50 cm vom Streamer entfernt.

Auch die Vorfachstärke orientiert sich in erster Linie an den erwarteten Größen der Fische. Als Vorfachmaterial eignet sich grundsätzlich eine normale monofile Angelschnur aus Nylon oder Fluorocarbon. Bei Hechten und anderen Raubfischen mit scharfen Zähnen empfehlen wir dir aber unbedingt die Verwendung eines hecht-sicheren Vorfaches. Denn ein Hecht kappt mit seinen messerscharfen Zähnen selbst starke Monofil-Schnüre mit Leichtigkeit. Die Länge des Vorfaches wählst du ebenfalls nach der Gewässertiefe, in der du fischen möchtest, sowie der Sichtigkeit des Gewässers. Fischst du sehr flach und in klarem Wasser, darf dein Vorfach schon 2 bis 2,5 Meter lang sein. Je tiefer du fischst und je trüber das Wasser ist, umso kürzer kann die Vorfach-Länge sein und kann auch im Extremfall nur mehr rund 1 Meter betragen. Den Streamer knüpfst du idealerweise mit einem Knoten ans Vorfach, der eine Öse bildet, beispielsweise der Perfection Loop oder der Rapala-Knoten. Diese Knoten haben eine hohe Tragkraft und die Öse schränkt das lebendige Spiel des Streamers im Wasser nicht ein.

Hechtstreamer Fliegenfischen
Streamer Fliegenfischen Game Changer Forelle Dekor

Streamer ahmen in erster Linie Beutefischchen nach. Durch die Vielfalt moderner Bindematerialien sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt.

Anders als beim Fliegenfischen mit der Trockenfliege oder der Nymphe bewegst du dich beim Streamerfischen im Fluss stromabwärts. Du wirfst den Streamer dabei schräg stromab und lässt ihn evtl. noch weiter abtreiben und in dieser Zeit auch absinken. Dazu kannst du auch nach dem Wurf noch Schnur nachfüttern. Der Streamer beginnt zu arbeiten, sobald du die Fliegenschnur spannst. Durch die Strömung wird er auf deine Seite des Ufers gedrückt. Bereits in diesem Swing können die ersten Bisse kommen. Du holst den Streamer dann ein, indem du in kurzen Zupfern und kleinen Pausen, die Schnur mit der Hand einstrippst. Die Fliegenschnur führst du über 1 oder zwei Finger deiner Rutenhand, sodass du bei einem Biss durch Druck auf den Rutengriff die Schnur blockierst und den Anhieb setzen kannst. In diesem Blogbeitrag zeigen wir dir, wie du die Schnur einholen und den Anhieb setzt.

3.4. FLIEGENFISCHEN MIT DER NASSFLIEGE

Das Fliegenfischen mit der Nassfliege ist die älteste und ursprünglichste Form des Fliegenfischens. Heute wird diese Technik bei der Fischerei mit der Einhand-Fliegenrute auf Forellen und Äschen aber leider nicht mehr sehr oft verwendet. Der Vollständigkeit halber wollen wir sie aber in dieser kurzen Einführung für das Fliegenfischen für Anfänger aber dennoch streifen.

Die Fliegen ähneln den Trockenfliegenmuster, sind aber etwas spärlicher und mit weicheren Bindematerialien gebunden, sodass sie besser und leichter ins Wasser eintauchen. Ganz charakteristisch ist für die Nassfliegen, die nach hinten gerichteten Flügel, die diesen Fliegenmustern eine stromlinienförmige Silhouette verleihen. Obwohl diese Fliegen unter der Wasseroberfläche – also nass – gefischt werden, werden sie grundsätzlich unbeschwert gebunden. Dadurch bewegen sie sich viel lebhafter. Die Nassfliegen ahmen in Form und Bewegung aufsteigende Insektenlarven (Emerger) oder aber flüchtende Fischbrut nach. Damit sind Nassfliegen eigentlich direkte Vorläufer der heute viel weiter verbreiteten Streamer.

Gefischt werden Nassfliegen im sog. Swing, der durchaus Ähnlichkeiten mit der Präsentation von Streamern hat. Besonders erfolgversprechende Stellen für die Nassfliege sind lange, mäßig schnell fließende Rinner. Dort wirfst du die Fliege quer zur Strömung oder sogar leicht stromauf, um der vergleichsweise leichten Nassfliege während des Abdriftens genügend Zeit zum Absinken zu geben. Erreicht deine Nassfliege eine vielversprechende Stelle, stoppst du die freie Drift, indem du die Fliegenrute leicht nach oben richtest und die abdriftende Fliege nicht mehr begleitest. Die Strömung spannt Fliegenschnur und Vorfach, sodass die Nassfliege an der gespannten Schnur unter der Wasseroberfläche von der gegenüberliegenden Seite auf deine Seite des Gewässers schwingt. Genau jetzt kommen die Bisse.

Nassfliege Fliegenfischen
Nassfliege Fliegenfischen

Zwei klassische Nassfliegen. Früher weit verbreitet werden Nassfliegen heute kaum noch gefischt.

Diese Art der Fliegenfischerei mag bei der Verwendung der Einhandrute nicht mehr sehr populär sein. Beim Fliegenfischen auf Lachs und Steelhead mit der Zweihandrute wird genau dieser Swing angewandt. Auch viele klassische und zeitlose Lachs- und Steelhead-Fliegen teilen mit den Nassfliegen das stromlinienförmige Aussehen, auch wenn letztere viel kleiner sind und meist nicht so aufwändig gebunden werden. Die Themen Fliegenfischen mit der Zweihandrute sowie Lachs und Steelhead sind in diesem Blogartikel zum Fliegenfischen für Anfänger aber fehl am Platz, eignen sich aber hervorragend für einen zukünftigen Blogbeitrag.

4. DIE WURFTECHNIK: DER GANZ BESONDERE STIL DES FLIEGENFISCHENS

Die künstlichen Fliegen, welche beim Fliegenfischen zum Einsatz kommen, sind sprichwörtlich federleicht. Sie haben kein oder nur ein vernachlässigbar geringes Gewicht, sodass sie sich mit einer gewöhnlichen Angelrute und der beim Angeln normalerweise genutzten Angelschnur aus Nylon nicht auswerfen lassen. Selbst bei Streamern reicht das vergleichsweise geringe Gewicht nicht aus, um die großen, buschigen Köder auswerfen zu können. Beim Fliegenfischen liegt das notwendige Wurfgewicht in der Fliegenschnur, um deine künstliche Fliege an einem gewünschten Ort im Gewässer zu platzieren. Und diese Kombination von leichtem Köder und schwerer Schnur verlangt nach einer ganz besonderen Wurftechnik. Auf den ersten Blick mag das Auswerfen der Fliege eher dem Schwingen einer Peitsche ähneln. Aber durch die rhythmischen Bewegungen nach vor und zurück wird die Fliegenschnur in der Luft auf die gewünschte Länge gebracht und die Fliege dann sanft abgelegt.

Fliegenfischer Fliegenwerfen Überkopf Wurf

Mit ein wenig Übung gelingen auch dir solche eleganten Würfe beim Fliegenfischen.

Bei einem geübten Fliegenfischer sieht das Werfen sehr ästhetisch und elegant aus. Beim Fliegenwerfen dreht sich sehr viel um richtiges Timing und passende Geschwindigkeit. Kraft hingegen ist nicht notwendig, weder um weit noch um gekonnt zu werfen. Ganz im Gegenteil, durch zu viel Krafteinsatz, noch dazu im falschen Moment, wirkt kontraproduktiv mit der Folge, dass der Wurf misslingt. Sehr oft wird die grundlegende Bewegung beim Standard-Wurf, bei dem sich die Fliegenschnur über dem Kopf des Fliegenfischers nach vorne und hinten bewegt, mit einer Uhr verglichen. Wenn du einen Fliegenfischer von der rechten Seite betrachtest, bildet die Rutenhand und die Rute einen Zeiger der Uhr, der sich zwischen ca. 1 Uhr (Wurf nach vorne) und ca. 11 Uhr (Wurf nach hinten) bewegt. Das ist allerdings nur eine grobe Näherung, denn eine solche rotierende Bewegung des Ellbogens und/oder des Handgelenks öffnet sich der Wurf sehr stark und es geht der Wurf-Impuls verloren.

Idealerweise machst du dich mit deiner Fliegenfischer-Ausrüstung auf einer Wiese oder einem Gewässer mit geringer Strömung oder noch besser ohne Strömung vertraut. Ausreichend Platz vor und hinter dir erleichtert das Werfen. Du stellst dich locker und mit schulterbreitem Schritt frontal zur Wurfrichtung und stehst aufrecht, damit du den Arbeitsbereich vor dir maximal nutzen kannst. Die Fliegenrute hältst du in deiner Rutenhand und die Fliegenschnur zwischen Rolle und dem Leitring der Fliegenrute in deiner Schnurhand. Du ziehst einige Meter (4-5 Meter reichen anfangs vollkommen aus) Fliegenschnur von der Rolle und legst sie gestreckt vor dir hin. An der Fliegenschnur ist ein Vorfach (ein konisches Vorfach lässt sich am leichtesten werfen) mit einem kleines Faserbüschel (imitiert die Fliege, ohne Haken!) angebracht. Die Spitze der Fliegenrute zeigt von dir weg schräg nach unten auf den Boden. Du hebst die Fliegenrute langsam an und führst sie nach seitlich von dir nach hinten, Die Rutenhand startet dabei in etwa auf Hüfthöhe und bleibt etwa in der Höhe des Kopfes knapp hinter deiner Körperachse stehen. Vier Dinge sind hier wichtig:

  • Du beginnst mit einer langsamen Bewegung und steigerst gleichmäßig die Geschwindigkeit deiner Bewegung.

  • Die maximale Geschwindigkeit erreicht die Rute knapp hinter deiner Körperachse (bei ca. 11 Uhr um beim Uhren-Symbol zu bleiben).

  • An diesem Punkt erfolgt ein abrupter Stopp der Rute, wobei die Rute in dieser Position verharrt, ohne nachzuwippen und ohne (!!!) dein Handgelenk zu beugen. Die Spitze der Rute zeigt nach hinten oben (11 Uhr).

  • Während der gesamten Bewegung hat sich die Spitze deiner Fliegenrute auf einer gedachten geraden Bahn bewegt, also den kürzesten Weg vom Startpunkt bis zum Endpunkt (11 Uhr) genommen.

Auf diese Weise lädst du die Fliegenrute auf (Beschleunigung) und überträgst deren Energie durch den plötzlichen Stopp auf die Fliegenschnur, die bis jetzt der Fliegenrute gefolgt ist, sich durch die Massenträgheit und die Energie des Wurfimpulses nun nach hinten streckt.

Du wartest einen Augenblick (rund eine Sekunde) bis sich die Schnur nach hinten durchgestreckt hat und wiederholst den Bewegungsablauf von oben auch für den Wurf nach vorne:

  • Die Rute langsam startend nach vorne bewegen und dabei wiederum gleichmäßig beschleunigen.

  • Abrupter Stopp, ohne nachzuwippen oder das Handgelenk zu beugen.

  • Die Rutenspitze beschreibt einen geradlinigen Weg.

Durch den abrupten Stopp mit der nach vorne oben (1 Uhr) zeigenden Rutenspitze, streckt sich die Schnur nach vorne durch. Willst du die Schnur hingegen ablegen, also die Fliege präsentieren, braucht der Stopp nicht mehr so ausgeprägt zu sein. Du kannst die Bewegung der Rute auch weiter vorne stoppen (zwischen 2 und 3 Uhr) und die sich absenkende Fliegenschnur auch nach dem Stopp mit der Rute begleiten. Du verlängerst die Wurfweite, indem du Schnur nachfütterst, wenn sich die Fliegenschnur im Wurf nach vorne und hinten streckt.

Bei denen ersten Wurf-Übungen sollte es vor allem darum gehen ein Gefühl für die Fliegenrute und die Fliegenschnur zu bekommen. Dein Ziel sollte sein, zu verstehen, wie sich deine Bewegungen, die Beschleunigung und die Stopps auf den Wurfablauf auswirken. Anfangs ist es besser, mit weniger Schnur anständig werfen zu können. Wurfweite kommt mit der Zeit und der Übung. Du wirst auch merken, dass du durch den Einsatz von Kraft nicht weiter oder besser wirfst, sondern am ehesten verkrampfst.

4.1. EIN FLIEGENFISCHER KURS – DER SCHNELLSTE WEG ZUM SAUBEREN WURF

Viele Einsteiger, die das Fliegenfischen lernen möchten, lassen sich vom Werfen abschrecken. Wie vieles andere auch, kann jeder und jede das Werfen mit der Fliege aber problemlos lernen. Der schnellste und einfachste Weg ist sicherlich die Teilnahme an einem Fliegenfischerkurs. Der große Vorteil von solchen Kursen gegenüber dem autodidaktischen Üben ist die Tatsache, dass die Teilnehmer eines Kurses die Technik des Werfens von Anfang an richtig lernen. Ein erfahrener Wurflehrer bringt dir vom Start weg an die richtigen Bewegungsabläufe bei. Er sieht auch kleine Fehler sofort und hilft dir, diese auszumerzen. Denn einmal angelernte Fehler später wieder loszuwerden ist meist deutlich aufwändiger als das Werfen von Anfang an korrekt zu lernen.

Solche Kurse werden gewöhnlich an einem Wochenende abgehalten. Neben dem richtigen Werfen kannst du auch gleich verschiedenes Gerät zum Fliegenfischen ausprobieren, vergleichen und merkst so, was die besonders liegt. Zudem kann dir der Kursleiter eine Menge Tipps und Tricks aus der Praxis geben. Sicherlich gibt es auch Kurse fürs Fliegenfischen in deiner Nähe. Durch einen Kurs vor Ort kannst du auch gleich mehr über die lokalen Gewässer, die Fischereimöglichkeiten und beste Saison sowie die fängigsten Fliegen erfahren. Einen solchen praktischen Fliegenfischerkurs können wir auf alle Fälle empfehlen. Für einen begeisterten Anfänger, der mit dem Fliegenfischen beginnen möchte, ist es der ideale Einstieg. Und auch fortgeschrittene Fliegenfischer können bei einem Tag mit einem professionellen Wurf-Lehrer immer wieder sehr viel lernen, wie du in diesem Blogbeitrag erfährst.

5. WAS MUSS ICH MIR KAUFEN, UM MIT DEM FLIEGENFISCHEN ZU BEGINNEN?

Diese oder ähnliche Fragen hören wir immer wieder, wenn wir von interessierten Anfängern angefragt werden, die mit dem Fliegenfischen beginnen wollen. Die gute Nachricht: Fliegenfischen ist kein teures Hobby. Bereits mit wenigen hundert Euro bekommst du eine hochwertige Ausrüstung zum Fliegenfischen, mit der du deine ersten Fische fangen kannst und jahrelang Freude am Fliegenfischen haben wirst. Wie bei jedem Hobby auch wirst du mit der Zeit deine Ausrüstung vervollständigen und an deine Zielfische, die von dir befischten Gewässer und natürlich die von dir bevorzugten Fischereitechniken anpassen.

Um aber endlich loszulegen, brauchst du als grundlegende Ausrüstung:

  • Eine Fliegenrute: Deine Allround-Fliegenrute sollte 9 Fuss lang und für die Schnurklasse #5 ausgelegt sein. Mit einer solchen Universal-Fliegenrute kannst du sowohl mit der Trockenfliege als auch klassisch mit der Nymphe fischen. Auch kleinere, nicht allzu schwere Streamer lassen sich mit einer solchen Fliegenrute noch gut fischen. Mit einer mittelschnellen bis schnellen und progressiven Aktion fällt dir das Werfen deiner Fliegen leicht und du kommst bei allen Techniken gut zurecht.

  • Eine Fliegenrolle: Die Angelrolle dient beim Fliegenfischen in erster Linie als Transportbehälter für die Schnur. Achte darauf, dass die zur Fliegenrute passende Fliegenschnur samt ausreichend Backing (dünne Nach-Schnur) locker auf der Fliegenrolle Platz findet. In den leichten und mittleren Schnurklassen ist eine Rollenbremse kein absolutes Muss beim Fliegenfischen. Wenn deine Fliegenrolle über eine Bremse verfügt, sollte diese aber zuverlässig und solide arbeiten sowie sanft anlaufen. Also besser keine Bremse als eine schlechte Bremse. Fälschlicherweise wird manchmal behauptet, die Fliegenrolle sollte so leicht wie möglich sein. Tatsächlich ist es wichtiger, dass sie deine Fliegenrute optimal ausbalanciert. Denn eine kopflastige Ruten-Rollen-Kombi belastet deinen Arm beim Fischen mehr als einige Gramm mehr auf der Rolle.

  • Die Fliegenschnur: In erster Linie sollte die Fliegenschnur von der Schnurklasse zur Fliegenrute passen. Denn ein abgestimmtes Geräte-Setup ist für leichtes und ermüdungsfreies Werfen das Um und auf. Also eine Fliegenschnur der Schnurklasse #5. Mit einer Schwimmschnur bist du bestens für Trockenfliege, Nymphe und leichten Streamer gerüstet. Eine WF-Fliegenschnur lädt deine Fliegenrute auch bei kürzeren Würfen schneller und erleichtert dir insbesondere das Werfen von Nymphen und Streamern. Bei zwei- oder mehrfarbigen Schnüren erkennst du am Farbwechsel den Übergang von der schweren Keule zur dünnen Running Line, was dir vor allem anfangs beim Werfen eine Hilfe sein kann. Kleine Schnurschlaufen an den Enden der Fliegenschnur erleichtern dir das Wechseln des Vorfaches.

Fliegenrute Fliegenrolle Fliegenschnur Fliegenfischen

Die drei "Essentials" deiner Ausrüstung: Fliegenrute, Fliegenrolle und Fliegenschnur. Wichtig, dass alle Einzelteile aufeinander abgestimmt sind.

5.1. EINSTEIGERSETS SIND OPTIMAL ABGESTIMMT UND IDEAL FÜR ANFÄNGER IM FLIEGENFISCHEN

Um dir den Einstieg in die Fliegenfischerei so einfach wie möglich zu machen und dir so manchen teuren Fehlkauf zu ersparen, haben wir in unserem Online-Shop spezielle Einsteiger-Sets zusammengestellt. Hier sind die einzelnen Komponenten der Angelausrüstung optimal aufeinander abgestimmt, so dass Fliegenrute, Fliegenrolle und Fliegenschnur ideal zusammenspielen. Damit fällt dir das Werfen und Führen deiner Fliegen von Anfang an leichter und du hast von Anfang an mehr Spaß beim Fliegenfischen.

Dabei handelt es sich durchwegs um erstklassige Produkte, die wir auch einzeln in unserem Shop verkaufen. Du kaufst hier also keine Mogelpackung oder die sprichwörtliche Katze im Sack. Der große Vorteil beim Kauf im Set, du sparst bares Geld im Vergleich zum Einzelkauf. Und das Beste: Unsere Sets kommen bereits komplett montiert zu dir nach Hause. Wir haben für dich die Fliegenrolle bereits mit dem passenden Backing bespult und auch die Fliegenschnur ist schon auf die Rolle. Einfach noch ein passendes Vorfach und deine Lieblingsfliege dran, und schon kann es losgehen.

Neben dem universellen Einsteigerset für all jene, die mit dem Fliegenfischen beginnen möchten, haben wir auch spezielle Sets für bestimmte Techniken im Fliegenfischen zusammengestellt. So findest du bei uns auch Sets für das Euro Nymphing genauso wie für das Fliegenfischen im Stillwasser oder für den Italian Casting Style.

Set Fliegenrute Fliegenrolle

Unsere Komplettsets mit Fliegenrute, Fliegenrolle und Fliegenschnur sind ideal für Einsteiger.

5.2. PRAKTISCHE EINSTEIGERSETS AUCH FÜR DIE BESTEN FLIEGEN SOWIE FÜR WATHOSEN & WATSCHUHE

Mit unseren Einsteigersets bist du geräte-technisch bestens für dein neues Abenteuer Fliegenfischen ausgestattet. Du suchst aber noch die passenden Fliegen, mit denen du deine ersten Fische kannst? Um dir vor allem anfangs die Qual der Wahl in unserem riesigen Fliegensortiment ein wenig zu erleichtern, haben wir für dich auch diverse Fliegensets zusammengestellt. Diese haben wir zudem noch nach verschiedenen Kriterien gruppiert, beispielsweise nach Fliegentyp, Zielfisch oder Gewässer. Auf diese Weise findest du auf Anhieb die besten Fliegenmuster für deine ersten Ausflüge ans Gewässer. Für die Zusammenstellung der Fliegensets kommen ausschließlich erprobte und fängige Muster in Frage, die wir auch einzeln verkaufen. Im Set gekauft hast du aber nicht nur die Gewissheit, dass du die richtigen Fliegen für die jeweilige Situation dabeihast. Gegenüber dem Einzelkauf sparst du auch bares Geld und die Fliegendose ist obendrein mit dabei.

Fliegendose aus Holz Fliegenbox Trockenfliegen Suchfliegen Fliegenfischen
Fliegendose Fliegenbox Trockenfliegen Suchfliegen Fliegenfischen

Eine Auswahl erprobter und fängier Fliegen kann besonders für Anfänger im Fliegenfischen hilfreich sein.

Wenn dich das Fieber des Fliegenfischens endgültig gepackt hat, und du viel am Wasser bist, wirst du früher oder später um eine qualitativ hochwertige Watbekleidung nicht herumkommen. Darum haben wir auch für diesen Produktbereich tolle Sets zusammengestellt. Dafür haben wir unsere besten und meistverkauften Wathosen und Watschuhen kombiniert, die wir auch selbst nutzen! Wie bei den übrigen Sets ist auch hier der Kauf des Wathosen Sets deutlich günstiger als der Kauf der einzelnen Produkte.

Watschuhe Wathosen Watset Fliegenfischen

Die Wathosen und Watschuhe unserer Watsets sind erstklassig.

6. WIR HELFEN GERNE WEITER

Mit dieser kurzen Einführung in die wunderbare Welt der Fliegenfischerei möchten wir das Fliegenfischen für Anfänger zugänglich machen. Wir haben uns auf die aus unserer Sicht wichtigsten Grundlagen beschränkt und versucht, den Artikel so einfach wie möglich zu halten. Uns ist natürlich bewusst, dass wir nicht alle Aspekte abschließend behandeln und auf alle Themen im Detail eingehen konnten. Wenn du zum Thema Fliegenfischen auf dem Laufenden bleiben möchtest, dann abonniere doch unseren Newsletter. Falls Du noch weitere Infos benötigst oder ganz konkrete Fragen hast, kannst du uns selbstverständlich kontaktieren. Wir beraten Dich gerne und unverbindlich.


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Andreas Riedl
Andreas Riedl
Fliegenfischer & Fliegenbinder
Job: Product Manager
Hobbies: Rennrad, Balkon-Gärtnern
Im zarten Alter von 11 mit dem Angeln in Berührung gekommen, seit gut 20 Jahren vor allem mit der Fliege unterwegs. Als fischereilicher Autodidakt allem Neuen grundsätzlich aufgeschlossen, fischt er mit künstlichen Fliegen auch an der Hegene oder entsprechend beschwert mit der Spinnrute. Schätzt sich glücklich, mit gleich zwei zeitintensiven Hobbies eine derart verständnisvolle Familie zu haben.
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