Wir plaudern mit Diego Riggi von Fly Fishing Dolomitico über das Angelguiding
Eigentlich hätte es ein Angelausflug an einer der Hausstrecken von Diego sein sollen, an dem wir gemeinsam angeln, ein wenig über das Fliegenfischen und das Guiding quatschen und auch die eine oder andere schöne Marmorata oder Äsche fangen wollten. Eigentlich!
Man sieht's schon an den Gesichtern - glückliche Angler schauen anders aus. Petrus meinte an diesem diesem Tag einfach nicht gut mit uns
Wie aus einem gemeinsamen Angelnachmittag ein gemütlicher Aperitivo wurde
Nachdem es schon einiges an Organisation gebraucht hat, um unsere beiden Terminkalender zu synchronisieren und einen Nachmittag zu finden, an dem wir beide Zeit hatten (was bei einem Angelguide in der Saison tatsächlich ein recht schwieriges Unterfangen sein kann) hat uns die Witterung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die außerordentlich hohen, beinahe sommerlichen Temperaturen bereits Anfang April dieses Jahres haben den späten Schnee der Saison nur so dahingeschmolzen und die Pegelstände der Flüsse ordentlich steigen lassen. Als dann am vereinbarten Tag auch noch äußerst lebhafter und böiger Nordföhn einsetzt, sind wir uns beide schnell einig, dass es Petrus heute einfach nicht sehr gut mit uns meint. An kleineren Zubringern der mittleren und höheren Lagen läuft noch die Schonzeit, und andere mögliche Strecken, beispielsweise Seeausläufe, haben doch einen längeren Anfahrtsweg, der die effektive Zeit am Wasser nochmals verkürzen würde. Und so fügen wir uns zumindest für heute unserem Schicksal, denn wir müssen ja nichts erzwingen und entscheiden uns spontan für einen Aperitivo. Denn bei einem Kaffee und einem Aperol Spritz lässt es sich mindestens genauso gut übers Fliegenfischen quatschen wir am Wasser. Zudem ist aufgeschoben nicht aufgehoben! Unseren gemeinsamen Tag am Wasser werden wir bei nächster Gelegenheit schon nachholen. Schon alleine, um einen Blick in Diegos Fliegenboxen werfen zu können.
Auch bei Kaffee und Aperol Spritz lässt es sich hervorragend übers Fliegenfischen und Guiding plaudern
Andreas: Diego, so wie es heute ausschaut, bleiben unsere Wathosen trocken. Welche Strecke hättest du für uns heute ausgesucht?
Diego: Ja, leider! Wir hätten natürlich auch heute ans Wasser gehen können, aber es wäre mit großer Wahrscheinlichkeit eine zähe Partie geworden. Wenn wir es schon mal schaffen, gemeinsam ans Wasser zu gehen, um ein paar Würfe zu machen und den ein oder anderen Fisch zu fangen, hätte ich dich gerne an „meinen“ Eisack geführt. Die Abflussbedingungen sind für Mitte April aber auch bei uns hier absolut ungewöhnlich, deshalb habe ich, den „Kleinen Eisack“, eine Restwasserstrecke bei Atzwang ausgesucht, die normalerweise auch bei wechselhaften Bedingungen sehr gut zu befischen ist. Sie ist super strukturiert und beherbergt einem sehr guten Fischbestand, aber heute zeigt sich der Eisack auch in diesem Abschnitt von seiner zickigen Seite. Wenn du unbedingt darauf bestehst, finden wir sicherlich die eine oder andere Stelle, die sich trotz allem gut befischen lässt. Ansonsten leisten wir uns den Luxus und quatschen ganz gemütlich bei einem Kaffee und verschieben das gemeinsame Fliegenfischen auf ein anderes Mal.
Andreas: Passt für mich natürlich auch. Ich nehm dich aber beim Wort. Und ich schreib's extra auch ins Interview, sodass du dich später nicht später nicht drücken kannst.
Diego: (lacht) Alles klar, wir finden sicherlich noch einen Termin. Dann wird allerdings mehr gefischt und weniger Fragen gestellt.
Andreas: Abgemacht! Heute aber kommst du um meine Fragen nicht herum. Du hast vorhin von „deinem“ Eisack gesprochen. Ist das hier eine deiner bevorzugten Gewässerstrecken?
Diego: Der Eisack gehört auf alle Fälle zu meinen Lieblingsgewässern. Vor allem von hier flussauf ist es ein absolut spannendes Fischwasser. Nicht immer ganz einfach zu befischen und manchmal eben auch eine echte Diva, aber wenn die Bedingungen halbwegs passen, kannst du hier fischereilich Sternstunden erleben. Marmoratas, Regenbogenforellen und Bachforellen ebenso wie wunderschöne Äschen warten in den tiefen Pools und den langen Zügen, wollen aber auch überlistet werden.
Andreas: Kommst du auch mit deinen Kunden an diese Strecke?
Diego: Ja, grundsätzlich schon, das kommt aber in erster Linie auf den Kunden an. Um jedem Kunden einen maßgeschneiderten Tag bieten zu können, ist es wichtig, dass das Gewässer zu ihm und seinen fischereilichen Fähigkeiten passt. Es hilft ja nichts, wenn ich mit einem Anfänger einen hoch-technische Strecke befische oder mit einem älteren Kunde einen körperlich anspruchsvollen Tag plane. Dann hat der Kunde nichts davon und in der Folge ich ja auch nicht. Mir ist es wichtig, dass der Kunde möglichst den ganzen Tag genießen kann. Deshalb schicke ich all meinen Kunden im Vorfeld auch eine Art kurzen Fragebogen, bei dem sie sich selbst einschätzen sollen. Wenn ich sehe, dass der Kunde körperlich und fischereilich am Eisack Spaß haben kann, komme ich natürlich gerne auch an dieses Gewässer. Vorausgesetzt, die Gewässerbedingungen lassen es auch zu.
Andreas: Und was machst du, wenn die Gewässer rundherum unbefischbar sind?
Diego: Ich guide nun schon seit einigen Jahren und muss sagen, dass es mir zum Glück noch nie passiert ist, ein Guiding ersatzlos absagen zu müssen, weil die Gewässer nicht befischbar waren. Ich habe schon Guidings abgebrochen, weil sich die Kunden ein wenig überschätzt haben, aber was die Gewässer anbelangt, konnte ich bis dato immer ausweichen. Ich bin ja hier im Eisacktal relativ zentral gelegen und erreiche in rund einer Autostunde eine Vielzahl unterschiedlicher Gewässer in ganz Südtirol, aber auch im nahegelegenen Trentino. Bei einem ganzen Tag, an dem ich Kunden begleite, zahlt es sich deshalb auch aus, einige Kilometer zu fahren, um ein befischbares Gewässer zu erreichen.
Andreas: Du guidest nun schon mehrere Saisonen in Südtirol, bist aber selbst kein Südtiroler. Erzähl uns doch, wie es dazu gekommen ist, dass du hier deine Zelte aufgeschlagen hast und vor allem an Rienz, Eisack und Co. Leute beim Fliegenfischen begleitest.
Diego: Du hast recht, ich stamme ursprünglich aus Piacenza und musste mich dort immer längere Strecken zurücklegen, um fischereilich halbwegs passable Gewässer zu erreichen. Irgendwann hatte ich einfach keine große Lust mehr, länger im Auto zu sitzen als beim Angeln zu verbringen, besonders wenn ich nur kurz nach der Arbeit noch ans Wasser wollte, um den Abend und die Stimmung zu genießen. Deshalb habe ich eines Tages meine sieben Sachen gepackt und bin nach Tione ins Trentino gezogen. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, aber es ist genau so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Fischereilich hat das Trentino sehr viel zu bieten und die dortigen Strukturen und Organisationen sind sehr viel professioneller aufgestellt, was den Angeltourismus betrifft. Dort wird auch von öffentlicher Seite ordentlich Geld in die Hand genommen, um diesen Bereich entsprechend zu fördern. Mit dem Guiding habe ich dort begonnen, daneben habe ich auch einen Onlineshop aufgebaut, wo ich in erster Linie selbst gebundene Fliegen vertreibe.
Schon damals bin ich mit meinen Kunden teilweise an die Südtiroler Gewässer gefahren, da der fischereiliche Druck hier relativ gering ist. Und vor einigen Jahren habe ich mich dann entschieden, nach Südtirol zu ziehen. Und jetzt wohne ich Luftlinie keine 300 Meter vom Eisack entfernt, auch deshalb bezeichne ich den Fluss gerne als „meinen“ Eisack. In Südtirol stecken das Angelguiding und der gesamte Angeltourismus noch in den Kinderschuhen und es gäbe noch viel Potential. Hier ist man auch auf sich alleine gestellt und wird nicht von der Tourismuswirtschaft gefördert. Andererseits bietet dies auch sehr viele Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten. Rückblickend muss ich sagen, dass ich in meiner „Karriere“ immer sehr viel Glück hatte und keine Entscheidung, die ich getroffen habe, bereue. Obwohl ich nun schon einige Jahre in Südtirol bin, habe ich zu den Guides im Trentino noch einen sehr guten Draht und helfe dort auch aus, wenn Not am Mann ist. Aber bei mittlerweile rund 80 bis 100 Tagen mit Kunden am Wasser bin ich terminlich nicht mehr so flexibel und spontan. Andererseits bietet mir diese Arbeit sehr viel Freiraum und ich kann jeden Tag selbst planen und gestalten. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, begleite meine Kunden ans Wasser und wohne direkt am an meinem Traumgewässer – was will man mehr?!
Diego mit schöner Marmorata und toller Äsche aus "seinem" Eisack
Andreas: Du arbeitest also hauptberuflich als Guide?
Diego: Ja genau. In der Fischereisaison arbeite ich als Angelguide und betreibe nebenher noch meinen kleinen Shop. Dabei arbeite ich mit unterschiedlichen Hotels, vor allem in Gröden sowie zwei italienischen Reise-Agenturen zusammen, die ihren Kunden Ausflüge und ganze Pakete für das Fliegenfischen in den Dolomiten anbieten. Als Angelguide kümmere ich mich natürlich in erster Linie um die fischereiliche Seite, bin meinen Kunden aber auch gerne behilflich, wenn sie Unterkünfte oder sonstiges suchen. Das Angelguiding biete ich tageweise an, aber auch mehrtägige Angelausflüge lassen sich organisieren.
Im Winter, wenn an den Gewässern in Südtirol und drumherum Schonzeit herrscht, dann binde ich vor allem Fliegen und vertreibe sie über meinen Shop.
Andreas: Und woher kommen deine Kunden vorwiegend?
Diego: Kunden, die mich vorwiegend direkt buchen, kommen in erster Linie aus Italien. Jene Kunden, die über die Hotels oder Agenturen vermittelt werden, sind hingegen internationaler, wobei ich in den letzten Jahren vor allem Kunden aus Nord- und Südamerika guiden durfte. Diese internationalen Touristen haben meist eine fixe Route in Italien gebucht, die sie neben Rom, Florenz und Venedig auch in die Dolomiten führt. Und dort können sie neben rein alpinen Erlebnissen eben auch fischereilich die einzigartige Landschaft entdecken und das kommt sehr gut an.
Andreas: Vor wenigen Jahren gab es über dich und das Fliegenfischen in den Dolomiten auch in eine eigene Story einer Reisebeilage der New York Times. War das ein Booster für dein Guiding-Business?
Diego: Ganz ehrlich gesagt, eigentlich nicht. Zumindest hätte nach dem Erscheinen des Artikels in der Times ich keinen Anstieg in den Buchungen gespürt. Die internationalen Kunden kommen tatsächlich eher auf Vermittlung der Hotels bzw. der Agenturen. Die Gäste halten sich einige Tage in Südtirol auf und möchten dabei die einmalige Natur und Landschaft der Dolomiten hautnah erleben und hierzu bietet sich nun mal eben das Fliegenfischen in den herrlichen Gewässern der Umgebung bestens an.
Andreas: Ist die Erwartungshaltung dieser Kunden dann auch eine andere?
Diego: Natürlich ist jeder Kunde individuell, aber es lassen sich doch ähnliche Muster feststellen. Bei Kunden aus Italien und anderen nahegelegenen Ländern steht beim Guiding vor allem der Fangerfolg im Vordergrund. Bereits bei der Kontaktaufnahme äußern sie sehr oft den Wunsch, in erster Linie Marmoratas zu fangen, die dazu auch noch möglichst groß sein sollen. Aber Fischen und Fangen sind immer noch zwei Paar Schuhe und auch wenn hier im Eisack große Marmoratas hausen, lassen sich diese nicht einfach auf Bestellung an den Haken locken. Es gibt durchaus einen Grund, warum diese Fische so groß geworden sind. Diese Kunden machen sich durch ihre eigene Erwartungshaltung dann manchmal auch während des ganzen Tages unnötig selbst Druck und ich bin mir nicht immer sicher, ob sie den Tag auch wirklich genießen können.
Anders sind hingegen jene Kunden, die über den großen Teich zu uns kommen. So haben beispielsweise Angler aus Kanada, den Vereinigten Staaten oder Brasilien haben ja zu Hause selbst fischereilich sprichwörtlich unbegrenzte Möglichkeiten. Bei ihnen merkt man, dass sie vor allem ein fischereiliches Erlebnis mit nach Hause nehmen möchten, bei dem ein schöner Tag am Wasser im Vordergrund steht und nicht so sehr die Anzahl und Größe der gefangenen Fische. Sie gehen sehr entspannt an die Sache heran, lassen sich auch grundsätzlich mehr zeigen und sind offener, um Neues auszuprobieren. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber gefühlsmäßig würde ich sagen, dass diese lockere Art auch dazu führt, dass diese Angler schlussendlich mehr fangen, auch wenn sie es gar nicht darauf anlegen.
Was ich aber bei allen Kunden in den letzten Jahren immer stärker feststelle, sie wünschen sich ganz dezidiert Fangfotos und Videos für ihre Social-Media-Kanäle. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Kunde 18 oder 80 Jahre alt ist.
Andreas: Sind deine Kunden mehrheitlich Fliegenfischer oder einfach interessierte Personen, die einen Tag zum Angeln buchen und sich erwarten, dass du für sie die Rute auswirfst und die Fische fängst?
Diego: Es sind im Großen und Ganzen Fliegenfischer, die bereits Erfahrung im Umgang mit der Fliege haben, die einen eben mehr, die anderen weniger. Einführungen ins Fliegenfischen bzw. Wurfkurse mache ich weniger und wenn, dann auch nur in technischer Hinsicht zum Euronymphing, also dem Fliegenfischen mit Monofilschnüren und eher für ansässige Angler oder Vereine.
Was mir aber aufgefallen ist, dass sich viele Angler – ganz unabhängig vom Herkunftsland – tendenziell überschätzen. Ich habe dir anfangs von meinem Fragebogen erzählt, damit ich den Kunden besser einschätzen und ihm sehr individuell einen möglichst perfekten Angeltag zusammenstellen kann. Eine meiner Fragen ist dabei auch, wie er sich auf einer 5-teiligen Skala, die vom absoluten Anfänger bis zum Angel-Weltmeister reicht, selbst einschätzen würde. Dabei überrascht es mich immer wieder, wie viele Kunden hier 4 oder 5 angeben. Dabei wusste ich gar nicht, dass es so viele Weltmeister gibt.
Spaß beiseite, es geht mir ja in erster Linie darum, dem Kunden einen Tag zu bieten, der ihn technisch und konditionell nicht überfordert, damit er ihn von Anfang bis Ende genießen kann und abends mit einem Lächeln und einem guten Gefühl wieder in seine Unterkunft zurückkehrt und sich an den wundervollen Tag erinnern kann.
Diego mit Kundem beim Guiding - das Fangfoto für die Social Media Kanäle gehört mittlerweile dazu
Andreas: Wie schaut dann ein typischer Angeltag mit einem Kunden bei dir aus?
Diego: Da jeder Kunde individuell ist und ganz eigene Vorstellungen hat, kann ich diese Frage schlecht pauschal beantworten. Grundsätzlich ist es so, dass wir uns zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort treffen und dann gemeinsam ans Wasser fahren. Im Vorfeld habe ich Wetter und Wasserstände gecheckt, die nötigen Lizenzen und Fischwasserkarten besorgt. Gerade Kunden, die aus Amerika kommen, benötigen in den allermeisten Fällen auch die komplette Leihausrüstung, also Wathosen und -schuhe, sowie das passende Angelgerät. Auch das gehört zu meinem Service und muss natürlich vorbereitet und organisiert werden.
Gefischt wird dann in aller Regel von 9 bis 5, also rund 8 Stunden lang, wobei wir normalerweise mittags am Wasser mitgebrachte Brote essen. Wünscht sich der Kunde was anderes, gehe ich natürlich gerne darauf ein. Und auch dazu dient mein Fragebogen, denn hier bitte ich den Kunden, bereits im Vorfeld evtl. Allergien bzw. besondere Wünsche anzugeben. Den Tag am Wasser beschließen wir dann meist bei einem Glas Prosecco und einem kleinen Aperitif, den ich ebenfalls mitbringe.
Das ist ganz überblicksmäßig mein Paket für ein Angelguiding mit Diego Riggi.
Andreas: Wird bei dir während eines Guidings nur mit der Fliegenrute gefischt?
Diego: Ich bin ein Angelguide, der mit der Fliege fischt und kommuniziere das auch so. Ich kann den Kunden daher am Gewässer begleiten und beraten, wenn es um das Fliegenfischen geht und ihm so gut als möglich zu helfen, einen oder auch mehrere Fische zu fangen. Ich bin selbst kein Spinnfischer und wenn ein Kunde darauf besteht, mit Kunstködern zu angeln und es die interne Fischereiordnung des befischten Gewässerabschnittes zulässt, dann kann er das gerne machen. Ich kann ihn beim Spinnfischen in technischer Hinsicht allerdings nicht unterstützen.
Andreas: Und wenn es um die Fliege geht, welche Techniken legst du deinen Kunden bei einem Guiding nahe?
Diego: Das kommt in erster Linie auf das Gewässer an. Im Sommer an einem Bergbach ist es natürlich sehr spannend, wenn die Fische auf die Trockenfliege steigen. Letztens bin ich mit einem Kunden aufgrund von schlechter Witterung an einen Seeauslauf und dort konnte er bestimmt 30 Fische auf die Trockene fangen. Im Eisack empfehle ich aber eher die Nymphe, entweder klassisch mit der Fliegenschnur gefischt oder modern mit der Monofilen. Aber auch der Streamer funktioniert hier sehr gut, wenn man ihn gut führt. Natürlich kann man auch mit der Trockenfliege im Eisack seine Fische fangen, aber die wirklich guten Momente für diese Technik sind gezählt und man muss es sich ja nicht unbedingt selbst schwer machen.
Ob mit der Trockenfliege oder der Nymphe an der Monofilen hängt vom Gewässer, der Situation sowie den Wünschen und dem Können des Kunden ab
Es kommt aber auch immer darauf an, wie gut der Kunde die jeweilige Technik beherrscht, und hier muss ich sagen, dass die allermeisten Angler, die ich begleiten darf, sehr schnell und gut mit dem Euronymphing zurechtkommen. Zudem ist es eine sehr effiziente Art des Fliegenfischens, sodass die Kunden während des Tages auch diverse Erfolgserlebnisse haben, das sie zusätzlich motiviert.
Andreas: Du bist ja auch Fliegenbinder. Angeln deine Kunden mit ihren oder mit deinen Fliegen?
Diego: Bei Kunden, die auch Leih-Ausrüstung benötigen, stelle ich natürlich auch meine Fliegen zur Verfügung. Wenn jemand mit seiner eigenen Ausrüstung fischt, berate ich ihn natürlich auch hinsichtlich der – meiner Erfahrung nach – idealen Fliegen für das jeweilige Gewässer und die jeweilige Situation. Meist ist es so, dass sie mit ihren eigenen Fliegen beginnen, früher oder später greifen dann die meisten Kunden gerne auf eine Muster zurück. Wobei es gerade beim Nymphenfischen schon bis zu einem gewissen Grad auf das Muster ankommt, vielmehr aber auf das passende Gewicht in Bezug auf die Wassertiefe und Strömungsgeschwindigkeit. Wenn du deine Nymphen nicht in die Nähe des Gewässergrundes bringst, dann wirst du auch keine Fische fangen, ganz egal, wie schön oder aufwändig sie gebunden sind.
Andreas: Diego, du fischt ja nun schon seit einigen Jahren in Südtirol, hast aber vielleicht doch noch den kritischen Blick von außen. Wie schätzt du die Fischerei im Lande ein?
Diego: Puh, eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage. Wie bereits weiter oben erwähnt, muss ich sagen, dass der Fischereidruck an vielen Südtiroler Gewässern relativ gering ist. Obwohl ich sehr häufig, sowohl beim Guiding als auch privat unterwegs bin, treffe ich selten auf andere Angler. Aber genau das macht für mich den Reiz und die Attraktivität der lokalen Gewässer aus. Besonders beim Eisack machen sich aber die Stauraumspülungen der E-Werke bemerkbar. Wenn sich hier eine alternative Lösung fände, dann würde der ohnehin schon sehr gute Eisack sein ganzes Potential ausspielen.
Der Zustand vieler Fischpopulationen hängt auch in Südtirol nicht alleine von den fischereilichen Bestimmungen ab. Denn die gesetzlichen Regelungen sind recht rigoros, trotzdem bleiben die Fischbestände sehr vieler Gewässer, besonders der größeren Flüsse, hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Besonders viele Rückmeldungen meiner Kunden bekomme ich zu Südtirol selbst, denn sie sind alle sehr erstaunt darüber wie sauber und gepflegt es bei uns ausschaut und wie hochwertig und gut ausgebaut die Infrastrukturen auch im ländlichen Raum sind. Auch die Geschichte und Kultur des Landes fasziniert die Gäste, die Südtirol das erste Mal besuchen. Das ist sicherlich einer der Punkte, die einem Einheimischen gar nicht auffallen, weil es für ihn mittlerweile selbstverständlich ist. Aber ganz so selbstverständlich sind diese Dinge dann eben doch nicht, wenn man sie in einem größeren Kontext und von außen betrachtet.
Andreas: Danke Diego, dass du dir heute für mich Zeit genommen hast, auch wenn wir nicht zum gemeinsamen Fischen gekommen sind.
Diego: Kein Problem, gerne! Meld dich einfach, wenn die Bedingungen besser sind und es dir zeitlich ausgeht, dann holen wir auch den fischereilichen Teil unseres Interviews nach.