Die Äschen des hohen Nordens


DER HOHE NORDEN

SKANDINAVIEN - EIN SEHNSUCHTSORT ZWISCHEN REALITÄT UND FANTASIE

Auf einer Urlaubsreise, die meine Familie und mich kürzlich zum Nordkap führte, reisten wir durch Norwegen und Schweden. Mit jedem Kilometer wurde uns bewusster, welch außergewöhnliche Beziehung das skandinavische Gebiet zum Wasser hat. Spektakuläre Küsten, Seen und Flüsse wechseln sich ständig ab und werden gesäumt von Bergen und Wäldern und schaffen dabei Landschaften, die man selbst dann kaum ausdenken könnte kann, hätte man sie nicht mit eigenen Augen gesehen.

Hechte, Forellen, Lachse, Äschen und viele andere Fische haben diese wilden Gewässer zu ihrer Heimat gemacht, und für einen begeisterten Angler kann dies nur das Paradies sein. Der große Norden gehört definitiv zu den Träumen, die man als Angler mindestens einmal im Leben aus der Schublade ziehen sollte. Deshalb konnte ich natürlich nicht nach Hause zurückkehren, ohne meine Fliegen in diesen spektakulären Gewässern zu schwingen. Die herrlichen Gewässer Schwedens boten sich gerade zu an, es auf Äschen zu versuchen.

ALLGEMEINES BETRETUNGSRECHT

Nicht stören und nicht zerstören. Das sind die beiden Grundprinzipien, auf denen in Schweden das Allemansrätten, das Jedermannsrecht beruht.

"Die freie Natur steht jedem offen, solange man Rücksicht auf die Menschen, die Wildnis und die Landschaft nimmt."

So kann jeder die wunderbare Natur dieses Landes in vollen Zügen genießen. Der Zugang zu Wäldern, Seen und Flüssen ist nahezu unbegrenzt, und jeder kann die Früchte des Waldes genießen, indem er Pilze, Beeren und ungeschützte Blumen sammeln darf. Und nicht nur das: Wenn man ein paar einfache Regeln beachtet, kann man fast überall frei campen, und solange es eine nicht-private Straße gibt, kann sie von jedem Kraftfahrzeug, z. B. einem Wohnmobil, befahren werden. Und es war genau ein kleines Wohnmobil, das mich bei der Jagd auf schwedische Äschen an die Ufer des Hårkan brachte.

WIR ERREICHEN DIE STELLE

Als ich am späten Nachmittag den Fluss Hårkan erreichte, hatte es den ganzen Tag geregnet, und um die gewünschte Stelle zu erreichen, musste ich einen Waldweg entlangfahren. Dabei einfach zu sagen, dass der Weg voller Schlaglöcher sei, ist eine glatte Untertreibung. Der Wetterbericht sagte für den nächsten Morgen schönes Wetter voraus, das sich dann gegen Nachmittag wieder verschlechtern sollte.

In der Hoffnung, wenigstens einen halben Tag lang angeln zu können, parkte ich das Wohnmobil nicht weit vom Fluss entfernt, und während ich darauf warte, dass das Abendessen zubereitet war, habe ich schon meine Angelausrüstung für den kommenden Tag vorbereitet.

Wir verbringen eine sehr ruhige Nacht und das Geräusch des Regens, der unaufhörlich auf das Dach des Vans prasselt, begleitet uns bis zum Aufwachen.

Um 07:30 Uhr morgens ändert sich dann das Wetter – gottseidank! – mit beeindruckender Geschwindigkeit und ein bewölkter, regnerischer Himmel ist im Handumdrehen fast völlig klar.

Überaus motiviert mache ich mir einen Kaffee und gehe hinunter zum Fluss, um zu sehen, wie die Wasserverhältnisse sind. Jetzt musste ich nur noch in meine Wathose schlüpfen und versuchen, wenigstens ein paar Äschen zu fangen.

ANGELSCHEINE, EIN AHA-ERLEBNIS

Obwohl Schweden, wie bereits erwähnt, jedem die völlige Freiheit lässt, die Natur seines Landes zu erleben, fällt das Angeln nicht unter das Jedermannsrecht, und für die Binnengewässer braucht man einen reguläre Angelschein. Die einzigen Binnengewässer, für die keine Angelerlaubnis erforderlich ist, sind die fünf größten Seen Schwedens, nämlich Vänern, Vättern, Hjälmaren, Mälaren und Storsjön. Das Angeln im Meer und an der Küste ist ebenfalls kostenlos.

Um zu angeln, brauchte ich eine Genehmigung, und in dieser Hinsicht ist Schweden anderen Ländern um Lichtjahre voraus.

Alles, was ich tun musste, war, die iFiske-App auf mein Smartphone herunterzuladen, die es sowohl für Android als auch für IOS in den jeweiligen Stores gibt, und alles in Sekundenschnelle digital zu erledigen.

In der App sind alle Binnengewässer Schwedens enthalten. Man wählt einfach den Flussabschnitt aus, in dem man angeln möchte, und bekommt automatisch die Regeln und eventuelle Verbote angezeigt. Wenn man sich vergewissert hat, dass in diesem Flussabschnitt die gewünschten Angeltechnik auch erlaubt ist, zahlt man einfach per Pay Pal und erhält in weniger als 5 Sekunden eine E-Mail mit der Angelerlaubnis.

Für einen ganzen Angeltag habe ich 8 Euro bezahlt, und ich brauchte nicht länger als 45 Sekunden, um die Genehmigung zu erhalten - fantastisch!

Dies ist die Erlaubnis, die ich innerhalb von Sekunden nach dem Kauf per E-Mail erhalten habe und die ich bei einer eventuellen Kontrolle vorzeigen muss (einige meiner persönlichen Daten habe ich geschwärzt).

ENDLICH GEHT`S ZUM ANGELN

Die Genehmigung ist ausgestellt, jetzt muss ich nur noch in den Fluss steigen und sehen, was passiert.

Als ich im Wasser bin, wird mir zum ersten Mal bewusst, wie groß dieser Fluss ist. Nichts, was ich von den Bergbächen meiner Heimat gewohnt war. Ich entscheide mich dafür, es zunächst mit modernem Nymphenfischen zu versuchen, da an der Oberfläche überhaupt keine Aktivität zu erkennen war. Ich muss zugeben, dass ich die erste Stunde ziemlich orientierungslos am Wasser verbringe, ohne einen Fisch zu fangen. Es gibt nur sehr wenige Anhaltspunkte und ich habe das Gefühl, dass ich willkürlich fische.

Nach etwa 100 Metern ohne Biss stehe ich vor einer praktisch perfekten Stelle. Es ist eine jener Spots, bei deren Anblick man sicher weiß, dass sich dort mehr als nur ein paar gute Fische tummeln.

In diesem Abschnitt weist der Fluss ein bemerkenswertes Gefälle auf und ein tiefer, etwa 10 Meter langer Rinner hat sich gebildet.

Mir war klar, wenn ich an dieser Stelle keinen einzigen Fisch fangen würde, dann wird es auch nirgendwo anders klappen.

Mit einem guten Gefühl zwischen Zuversicht und Hoffnung stelle ich meine Nymphenmontage passend ein, um das für diese Angelstelle optimale Setup zu haben. Aufgrund der beträchtlichen Wassertiefe entscheide ich mich für eine längere Vorfachspitze und mache einige Versuche, um herauszufinden, welches die richtige Gewichtskombi ist, damit meine Nymphen sanft über dem Gewässergrund abtreiben können. Nur ein paar Würfe und.... Anhieb!!!, die erste Äsche!

Von da an ging es mit den Fischen Schlag auf Schlag. Der nur zehn Meter lange Rinner bescherte mir eine Äsche nach der anderen und es schien fast so, als würden die Fische nicht weniger werden. Durchschnittlich waren die Fische in etwa zwischen 30 und 40 cm lang. Nichts außergewöhnlich Großes also, aber der Spaß war garantiert. Auf dem Höhepunkt der Aktivität, konnte ich sogar eine Äschen-Doublette landen.

Nach fast drei Stunden sehr angenehmen Angelns bemerke ich, dass an der Wasseroberfläche plötzlich Blätter und Zweige. Ich wusste, dass sich flussauf ein Damm befindet, und die Anzeichen waren sehr deutlich, dass der Wasserstand steigt. Ich befinde mich nur wenige Meter vom Ufer entfernt, und fische vorerst weiter. Dennoch prüfe ich ständig aus dem Augenwinkel heraus, ob der Pegel nicht zu stark ansteigt und mich daran hindert, aus dem Wasser zu kommen. Das passiert zwar nicht, aber mit dem steigenden Wasser sind nun auch die wenigen Orientierungspunkte, die vorher da waren, völlig verschwunden. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn das Wetter wird immer schlechter und wenige Minuten sollte es sowieso anfangen zu regnen. Das Angelerlebnis am Vormittag war ja weit mehr als nur zufriedenstellend gewesen und ich konnte die Ausrüstung zufrieden beiseitelegen.

DIE BESTEN NYMPHEN

Um ehrlich zu sein, wäre es vermessen von mir, auf der Grundlage meiner geringen Erfahrung an diesem Fluss die besten Nymphen zu empfehlen. Dennoch möchte ich dir die Nymphenmuster aber nicht vorenthalten, die ich verwendet habe und mit denen ich gute Ergebnisse erzielen konnte. Sie könnten ein guter Ausgangspunkt sein, wenn du in diesen Gewässern zum Fischen kommen solltest. Wobei unter anderen Voraussetzungen natürlich auch andere Muster fängig sein können.

Wie immer montiere ich ein eher auffälliges Muster am Seitenarm und eine natürlichere Nymphe an der Spitze, so dass die Fliege am Seitenarm als optisches Lockmittel wirkt und die Bisse an der Spitze erhöhen kann.

Ich habe daher zunächst eine schwarz-weiße Pheasant Tail mit einem roten Hotspot als Strecker montiert und eine neonpinke Pupa als Springer. In unserem Online-Shop findest du eine große Auswahl an fängigen Tungsten-Nymphen.

Während des gesamten Angelausflugs habe ich diese Muster gefischt. Ich habe zwar viele Fliegen getauscht, um das Gewicht den jeweiligen Bedingungen anzupassen oder weil ich den ein oder anderen Hänger hatte. Aber grundsätzlich bin ich diesen beiden Mustern geblieben, auch wenn ich dabei die Farben etwas variiert habe. Und ich muss sagen, dass es großartig funktioniert hat.

AUSRÜSTUNG UND TECHNIK

Wie bereits erwähnt, waren an der Oberfläche keine steigenden Fische zu erkennen und deshalb habe ich mich für das moderne Nymphenfischen entschieden.

Diese Wahl erwies sich als erfolgreich, da die Fische tatsächlich am Grund aktiv gefressen haben.

Ich verwendete eine 10' lange Rute in der Schnurklasse #2/3 mit einer Euro Fly Pro Rolle, die direkt mit 0,35 mm starker fluoreszierend gelber Schnur bespult war.

Meiner Meinung nach wäre eine weitere optimale Gerätekombi einer 9'-Rute Schnurklasse #5 für das klassische Fliegenfischen mit der Nymphe gewesen. Auf diese Weise ist man auch gleich für das Angeln mit der Trockenfliege bestens gerüstet, sollten sich doch einige Ringe steigender Fische an der Oberfläche zeigen.

Zu beachten gilt es sicherlich, dass die Pegelstände am Hårkan sehr niedrig waren, als ich dort fischte. Bei mittleren bis hohen Pegelständen ist angesichts der Größe des Flusses eine Rute von mindestens 11' für das moderne Nymphenfischen sicherlich die bessere Wahl.

Natürlich sind ein Watstock und eine optimale Watbekleidung für eine erfolgreiche Angelsession unerlässlich.

DANKSAGUNG

Dass diese Angelsession zum Erfolg wurde, verdanke ich vor allem Andrea Crobu, der mich an den richtigen Ansprechpartner verwiesen hat. Aber vor allem muss ich mich bei Kim Boeche bedanken.

Kim ist eine Angelguide der A.I.GU.P.P.-Vereinigung und ein sehr freundlicher, hilfsbereiter und überaus sachkundiger Ansprechpartner, die mir die richtigen Informationen zur Verfügung stellte und mir sogar den besten Platz zum Angeln zeigte. Angesichts meiner Erfahrungen am Hårkan kann ich bestätigen, dass er auf alle weiß, wovon er spricht.

Wenn auch du auf die Jagd nach Äschen, Forellen oder schwedischen Hechten gehen willst, dann ist Kim definitiv die richtige Person, auf die du dich verlassen kannst! Du findest die Kontaktdaten direkt auf der A.I.GU.P.P.-Website.


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Gabriele Cabizzosu
Gabriele Cabizzosu
Fliegenfischer & Fliegenbinder
Job: Senior Marketing Manager
Hobbies: Reisen, Fischen, Fotografieren
Er begann vor 15 Jahren mit dem Angeln und versuchte sich in den verschiedensten Techniken, bis er schließlich zum Fliegenfischen kam. Seitdem sind mehr als 10 Jahre vergangen und bis heute ist das Fliegenfischen seine liebste Angeltechnik geblieben. Da er auch eine Leidenschaft für die Fotografie hat, hat er diese beiden Passionen im Laufe der Zeit miteinander verbunden und versucht, mit seinen Bildern all die Emotionen zu vermitteln, die nur das Fliegenfischen vermitteln kann.
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