Fliegen aus dem 3D-Drucker


SO ENTSTEHEN DIESE TOLLEN FLIEGEN AUS SILIKON

First things first… Danke!

Bevor wir uns den spannenden Möglichkeiten widmen, die die Technik heute auch im Bereich des Fliegenfischens bietet, möchte ich mich zuerst bei Markus, Andi und dem gesamten Team von 1000 Fliegen bedanken. Sie haben mich die letzten Jahre immer mit Rat und Tat bei der Umsetzung meiner Ideen unterstützt. Mit euch zusammenzuarbeiten macht wirklich Spaß!

1. DIE VERGANGENHEIT - VOR DER IDEE MIT DEN FLIEGEN AUS DEM 3D-DRUCKER

Die Geschichte meiner 3D gedruckten Fliegen begann vor ungefähr 10 Jahren, als ich durch Zufall mit dieser neuen Technik in Berührung kam. Mein Cousin arbeitete damals als Bühnenbildner und für seine Kunden modellierte er vorab 3D-Miniaturmodelle am Computer, die er mit einem 3D-Drucker im Kleinformat druckte, um sie anschaulich präsentieren zu können.

Ich war von der Technik sofort begeistert und schaffte mir im Dezember 2012 meinen ersten 3D-Drucker an. Die Technik ist echt faszinierend. Nun stellte sich mir aber bald, wie vielen anderen begeisterten Anwendern von 3D-Druckern nach der ersten Euphorie auch, irgendwann die Frage: “Was soll ich noch drucken?“ Nachdem man für Weihnachten Keksausstecher, Handyhalter und diverse andere mehr oder weniger überflüssige Gadgets gedruckt hat, gehen einem bald die Ideen aus. Zum Glück habe ich zwei Töchter, denen ich Unmengen an Anna- und Elsa-Figuren sowie weitere Disney-Prinzessinnen drucken konnte. Aber auch sie winkten bald ab und so musste eine neue Idee her.

Mittlerweile zog der Frühling ins Land und die Fischereisaison begann. Heureka! hier hatte ich mein neues Betätigungsfeld – Fliegen aus dem 3D-Drucker!

Das erste 3D-Modell: Eintagsfliege

2. TRIAL AND ERROR

In den folgenden Jahren begann ich mich intensiv mit der 3D-Modellierung, dem 3D-Druck und der Materialkunde auseinanderzusetzen. Ich habe unzählige Silikone, Resins und den einen oder anderen 3D-Drucker getestet und langsam ist das Sortiment angewachsen. 

Eine Steinfliegen-Larve: einmal als 3D-Modell ...

... und als fertiges Fliegenmuster

3. EIGENSCHAFTEN UND VORTEILE VON 3D-GEDRUCKTEN FLIEGEN

Die Gründe warum sich 3D-Druck und Fliegenfischen perfekt kombinieren lassen, liegen auf der Hand.  Es gibt zahlreiche Vorteile:

  1. Geringes Gewicht: Durch genaues Design können 3D-gedruckte Fliegen leicht und dennoch haltbar sein, was die Präsentation im Wasser verbessert.
  2. Komplexe Designs: Realistische Imitationen können leichter umgesetzt werden, was die Fangchancen erhöht.
  3. Wiederholbarkeit: 3D-Druck ermöglicht das Erstellen exakter Kopien von Fliegenmustern, so können konsistente Ergebnisse zu erzielen.
  4. Innovationsmöglichkeiten: Durch die Flexibilität des 3D-Drucks können innovative Designs einfach getestet und optimiert werden. Man erhält somit effektivere Muster.
  5. Farbvielfalt: 3D-Druck ermöglicht die Verwendung einer breiten Palette von Farben, damit kann auch die Farbe der Insekten sehr genau imitiert werden.
  6. Haltbarkeit: Hochwertige 3D-Druckmaterialien können eine gute Haltbarkeit bieten.
  7. Präzision: Die genaue Kontrolle über das Design ermöglicht die Feinabstimmung von Details wie Größe, Form und Gewicht, damit können Eigenschaften wie die Schwimmfähigkeit oder das Sinkverhalten sehr gezielt beeinflusst werden.
  8. Innovative Texturen: Durch den 3D-Druck können verschiedene Texturen und Oberflächenstrukturen geschaffen werden, um die Attraktivität der Fliege im Wasser zu erhöhen.
  9. Experimentierfreudigkeit: es können leicht neue Ideen ausprobiert und innovative Designs erstellt werden, was zu einem kreativen und experimentellen Ansatz beim Fliegenfischen führen kann.

Was sich hier so einfach schreibt und liest, stellt sich aber keineswegs automatisch ein. Besonders anfangs waren die ersten Ergebnisse bescheiden und noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ändern, testen, weiter optimieren und vor allen Dingen viel Ausdauer waren notwendig, um die oben genannten Vorteile auch tatsächlich in meinen Fliegenmustern umsetzen und nutzen zu können.

Beim Erstellen eines neuen Musters muss man immer zwischen realistischer Erscheinung und Funktionalität abwägen. Zuerst verbringe ich viel Zeit am Computer mit dem Optimieren der 3D-Modelle.

Der nächste Schritt ist dann der 3D-Druck an sich. Hier stellt sich heraus, ob das Design am Computer auch für den Druck an sich geeignet ist. Faktoren wie die Schichtstärke, die Belichtungszeit, die Raumtemperatur beim Drucken, das verwendete Harz, usw. beeinflussen das Ergebnis. Viele kleine Stellschrauben, die beachtet werden müssen, wenn man ein perfektes Ergebnis erzielen will.

"Frisch geschlüpfte" Käfer

Danach kommt der kreative Teil, das Bemalen der Muster und das Anbringen der Beinchen, Fühler etc.

Ein kleiner Tipp am Rande, die besten Ergebnisse beim Bemalen erhält man mit einem Airbrush Set.

Eine Auswahl meiner Muster, die du auch im Onlineshop von 1000Fliegen kaufen kannst, siehst du hier:

4. DIE GEGENWART… 3D-DRUCK UND FLIEGENFISCHEN FUNKTIONIERT

Meine neuesten Muster sind hauptsächlich Terrestrials. Meine Drucker arbeiten mit einer Schichtstärke von 0,02 mm auf der Z-Achse. Damit lassen sich wunderbar größere Insekten wie zum Beispiel Käfer mit einem Hohlraum drucken die dadurch eine ausgezeichnete Schwimmfähigkeit besitzen. Mit ein wenig Acrylfarbe können diese Körper von jedem Fliegenfischer selbst bemalt werden. So kann man ganz einfach sehr realistische und fängige Muster auf die Gegebenheiten am Wasser .

Derzeit teste ich eine Trockenfliege in Form eines Leuchtkäfers (Lampyridae) mit phosphoreszierendem Abdomen. Ich bin schon gespannt, was die Forellen dazu sagen werden.

Prototyp eines Leuchtkäfers

Wie so oft, wenn man Pionierarbeit leistet und Dinge plötzlich anders macht, als sie bis dato gemacht wurden, lässt auch die eine oder andere kritische Stimme nicht auf sich warten. Hin und wieder sehe ich meine Fliegen mit der Kritik konfrontiert, dass die dafür verwendeten Materialien und damit auch die Fliegenmuster nichts mehr mit herkömmlichen Fliegen zu tun haben. Ich respektiere diese Ansicht natürlich, kann diese Argumente aber nicht wirklich nachvollziehen. Bei der restlichen Ausrüstung für die Fliegenfischerei wird jede Innovation bei Material und Fertigungstechnik gefeiert. Unsere Fliegenruten werden aus hochmoderner Kohlefaser gefertigt, unsere Fliegenschnüre aus PVC, Teflon oder Kevlar und die Vorfächer aus Fluorocarbon. Selbst die Haken werden chemisch geschärft. Wieso sollte man also nicht auch bei den Fliegen die Möglichkeiten der Technik nutzen?

5. DIE ZUKUNFT… BLEIBT SPANNEND!

Was in Zukunft noch möglich sein wird, steht in den Sternen, aber die Entwicklungen in diesem Bereich überschlagen sich derzeit. Nahezu monatlich kommen neue Drucker auf den Markt und mit der steigenden Zahl an druckbaren Materialien lassen sich immer wieder neue, beeindruckende Merkmale und Eigenschaften nutzen. Herausforderungen, die vor einem Jahr noch an den technischen Möglichkeiten gescheitert sind, sind dann plötzlich kein Problem mehr. Wenn meine Geschichte dein Interesse geweckt hat, schau dich im Onlineshop von 1000Fliegen um. Du findest hier eine breite Palette meiner Muster und vielleicht findet die eine oder andere Fliege aus dem 3D-Drucker auch den Weg in deine Fliegendose!
 


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Bernhard Alvarez Sanchez
Bernhard Alvarez Sanchez
Fliegenfischer & Fliegenbinder
Job: Entwickler und Hersteller von 3D-gedruckten Fliegen
Hobbies: Reisen, Tauchen, Naturbeobachtung
Das Element Wasser und seine Lebewesen haben Bernhard schon von klein auf gefesselt. Seinen Kindheitstraum Meeresbiologe zu werden, hat er dann zwar nicht verwirklicht, trotzdem ist er nach wie vor am liebsten am Wasser. Sei es beim Tauchen, Segeln, Wellenreiten oder eben beim Fliegenfischen. Auf die Fliege ist Bernhard vor ca. 15 Jahren gekommen. Die Stunden am Fluss sind für ihn eine perfekte Möglichkeit, um vom Alltag abzuschalten.
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