Fliegenfischen in Slowenien - ein echter Traum!


MEIN ANGELABENTEUER IN SLOWENIEN

Die Idrijca im Unterlauf (Tolmin)

1. ERSTER TEIL DER FLIEGENFISCHERREISE MIT ESTEBAN

Aufgrund des andauernden Regens im heurigen Frühjahr und der ergiebigen Schneeschmelze, die den Großteil der Flüsse und Bäche in Südtirol unbefischbar machten, beschloss ich im Mai eine spontane Angelreise mit dem Auto nach Österreich und Slowenien zu organisieren, wobei wir unterwegs an einigen Gewässern entlang der Route halt machen und angeln wollten.

In den ersten Tagen der Reise versuchten wir unser Glück an einigen kleineren Gewässern im Veneto sowie in Österreich, allerdings nur mit mäßigem Erfolg, und so beschlossen wir, weiter nach neuen Angelplätzen zu suchen und diese kennenzulernen.

Unsere erste Wahl war die Savinja, die aber wegen des verheerenden Hochwassers im letzten Jahr vorübergehend für die Fischerei gesperrt war. So beschlossen wir, in die Region Tolmin und Idrija in den slowenischen Bergen zu fahren, und hier möchte ich von unseren großartigen Erlebnissen in diesem wunderschönen Tal voller Flüsse und Bäche berichten, die sich ideal zum Fliegenfischen eignen.

Foto 1: Die Soča von der Hängebrücke am Campingplatz (Kobarid) aus gesehen. Bild 2: Zwei Argentinier in Slowenien

Den ersten Teil meiner Fliegenfischerreise unternahm ich mit Esteban Sigal (Esigalflyrods), mit dem ich zusammen bereits das unvergessliche Abenteuer beim Trockenfliegenfischen auf argentinische Dorados erleben durfte. Dieses Mal stattete er mir einen Besuch ab und mit ihm zusammen erreichte ich nach einigen Tagen in Italien und Österreich den oberen Teil des Einzugsgebiets der Idrijca.

Wir kamen bei strömendem Regen und in der Dämmerung an unserer Unterkunft an (ein schönes Gästehaus an einer Bergstraße, 10 Minuten vom Fluss entfernt), aber als wir über die Brücke fuhren, sahen wir, dass das Wasser im Fluss wegen der starken Regenfälle hoch und kaffeebraun war!

In der Hoffnung, dass sich die Situation am nächsten Tag bessern würde, genossen wir ein leckeres, typisch slowenisches Abendessen und ruhten uns erstmal aus.

Als Unterkunft wählten wir einen kleinen Berggasthof in der Nähe des Flusses Idrijca, die Besitzer waren sehr nett und boten schöne Zimmer mit Frühstück an. Als wir abends nach dem Angeln wieder zurück in die Unterkunft kamen, bereiteten sie uns ein typisches und leckeres Abendessen zu! Und das alles zu einem sehr ehrlichen und fairen Preis! Hier ist der Kontakt ...

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1.1. DIE IDRIJCA IM OBERLAUF

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Fluss, der zu unserer Überraschung zwar noch immer einiges an Wasser führte, aber trotzdem wieder sauber war und sich durchaus zum Angeln eignete. Wir besorgten uns unsere Angelscheine, montierten unsere Ruten und machten uns auf, dieses slowenische Paradies zu erkunden, das ein wahrhaftig gewordener Traum eines Fliegenfischers ist.

Wenn du einen Angelschein erwerben und dich gleichzeitig von einem erfahrenen Angler über die besten Angelplätze in der Region beraten lassen möchtest, kannst du dich an den Besitzer dieser Pension wenden. Er ist sehr freundlich und organisiert für die Angler, die aus der ganzen Welt hierherkommen, die notwendigen Angelscheine!

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Der oberste Teil des Reviers war unsere erste Station, und wir fingen unsere erste slowenische Forelle mit einer Tungstennymphe am Euronymph-Setup.

Der Fluss Idrjca im oberen Teil des Reviers (Idrija)

Wir bewegten uns langsam flussaufwärts und konnten dabei immer wieder schöne Marmoratas, Bachforellen und Hybriden überlisten. Dabei blieben wir mehr als einmal stehen und bewunderten die unglaubliche Schönheit dieser Landschaft. Jede Biegung des Flusses, jeder Pool und jeder Rinner versprach ein gutes Versteck für die Forellen zu sein, auf die wir es abgesehen hatten. Aber die Fischerei war nicht einfach und jeder einzelne Biss war hart erarbeitet.

Je weiter wir am Fluss aufwärts kamen, umso kleiner wurde er, bis wir eine vielversprechende Stelle erreichten, an der wir drei oder vier große Forellen fangen konnten, allesamt Bachforellen und Marmoratas zwischen 30 und 50 cm Länge.

Ich hatte den Hotspot bereits verlassen, weil ich der Meinung war, dass die Stelle mittlerweile so gestört war, dass wir keinen weiteren Fisch mehr an den Haken locken würden. Mein Begleiter war allerdings anderer Meinung und ließ – angestachelt durch die schönen Fänger innerhalb kurzer Zeit – noch nicht locker. Und es dauerte auch nicht lange, bis er mir nachrief: „Komm schnell, da ist ein Mords Biest hinter meiner Forelle her, die ich gerade drille!“ So schnell ich konnte, lief ich zu ihm zurück, denn das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Als ich ihn erreichte, hatte er noch immer die kleinere Forelle am Haken, der große Räuber war aber bereits verschwunden! Klarerweise versuchten wir jetzt noch eine Weile an diesem Pool, aber mit unseren Nymphen konnten wir die kapitale Forelle nicht mehr reizen, um sie aus ihrem Versteck zu locken.

In diesem Moment wurde uns klar, dass man in diesem Fluss den Fisch seines Lebens fangen kann, wenn man etwas Glück hat und zur richtigen Zeit mit der richtigen Ausrüstung am richtigen Ort ist.

Diese Marmorata wird wieder in die Freiheit entlassen

1.2 DIE IDRIJCA IM MITTLEREN ABSCHNITT

Nach einer ausgiebigen Mittagspause, um die Batterien wieder aufzuladen, gingen wir zurück zum Auto, um das Revier zu wechseln. Da es bereits 16 Uhr war und die Insektenaktivität zunahm, beschlossen wir, an den mittleren und unteren Teil des Gewässer zu fahren, um dort mit den Trockenfliegen zu fischen, die am Vormittag vorübergehend einige schöne Fänge gebracht hatten!

Als wir am Spot angekommen waren, versuchten wir es erst noch mit Nymphen, aber mit nur mäßigem Erfolg. Ich hatte zu meiner 11 Fuß langen Rute der Schnurklasse 3-4 gegriffen, mit der ich im Euronymph Stil meine Tungstennymphen anbieten konnte. Dann ging es ganz unvermittelt los und wie aus dem Nichts setzt urplötzlich ein massiver Insektenschlupf ein, wobei eine ganze Reihe unterschiedlicher Insekten zur selben Zeit aufzutauchen schienen. Besonders aufgefallen sind uns aber die großen Eintagsfliegen, wahrscheinlich Maifliegen. Auf alle Fälle war es ein einzigartiges Naturschauspiel.

Die Fische stiegen wie verrückt und unsere Nymphen interessierten sie nicht im Geringsten. Also stellten wir um (ich wechselte einfach auf eine Schwimmschnur, indem ich die Rolle an meiner Rutenkombi austauschte, so brauchte ich nicht zurück zum Auto laufen) und fingen an, mit Trockenfliegen genau dort zu fischen, wo sich die meisten Ringe an der Wasseroberfläche bildeten.

Das präzise Servieren der Fliege war mit diesem Setup zwar nicht ganz einfach, aber nach ein paar Versuchen gelang es mir, eine schöne Regenbogenforelle zu täuschen, die meine CDC-Trockenfliege mit voller Wucht schnappte und nach einem guten Drill zur Erinnerung fotografiert wurde.

Foto 1. Regenbogenforelle. Foto 2. Bachforelle. Foto 3. Marmorata (Idrijca Grand Slam)

Von den 10 Fischen, die ich von meinem Standplatz aus sehen und erreichen konnte, ließen sich immerhin 3 von mir überlisten, allesamt sehr kämpferische Regenbogenforellen, die sich meine Trockenfliege nicht entgehen lassen wollten. Mein Freund auf der anderen Seite des Flusses rief mir zu, dass es bei ihm keine Forellen, sondern Aitel waren. Soweit es mich betraf und nach den Fischen zu urteilen, die ich in meinem Kescher vom Haken lösen konnte, sah ich an diesem Nachmittag ausschließlich Forellen!

Die Fische stiegen zwar weiterhin, und ich habe natürlich weiterhin meine Fliege serviert, und in einer weiteren Stunde ca. 10 verschiedene Muster ausprobiert, konnte aber nicht das passende Imitat (in meiner Verzweiflung habe ich auch Emerger und Nassfliegen ausprobiert) finden, um auch diese Fische an den Haken zu locken. Irgendwann war der Spuk vorbei und ich musste mich der Erkenntnis beugen, dass man sich manchmal einfach auch zufriedengeben muss.

Bei Einbruch der Dunkelheit machten wir uns auf den Rückweg zum Auto, verstauten unsere Ausrüstung und kehrten in unser Gästehaus zurück, wo wir uns nach einem leckeren lokalen Abendessen für den nächsten Angeltag an diesen spektakulären Plätzen erholten.

1.3. FLIEGENFISCHEN AN DER LEGENDÄREN SOČA

Die Soča, der vielen auch als smaragdgrüner Fluss ein Begriff ist, ist tatsächlich absolutes Highlight und ein echtes Paradies für Fliegenfischer, die nach Slowenien kommen. Ich hatte den Fluss schon vor Jahren kennen gelernt und dort in der Nähe von Tolmin schöne, große Regenbogenforellen gefangen.

Diesmal fuhren wir nach Kobarid, parkten auf dem Campingplatz und gingen zum Fluss in der Nähe der Hängebrücke. Der Wasserstand war sehr hoch und Fliegenfischen fast unmöglich, aber da wir schon einmal dort waren, gingen wir hinunter und fischten mit großen und schweren Nymphen und konnten doch einige Regenbogenforellen mittlerer Größe zum Anbiss überreden.

Ein heftiges Gewitter am frühen Nachmittag zwang uns, das Angeln früher als geplant zu beenden und wir beschlossen, nach Italien zurückzukehren, da mein Angelpartner am nächsten Tag von Venedig aus in seine Heimat zurückflog.

Meine Reise sollte aber noch nicht zu Ende sein, denn ich nutzte den Besuch von zwei Freunden aus Salerno, um noch einmal für zwei Tage in die Gegend von Tolmin und Idrija zu fahren, um zu angeln, zu campen und die Gegend zu erkunden.

Foto 1. Die Soča und ihre smaragdgrüne Farbe. Foto 2. Glück beim Trockenfliegenfischen in der Idrijca

2. DIE REISE GEHT WEITER MIT PASQUALE UND TIZIANO

Meine neuen Reisepartner waren meine Freunde Pasquale und Tiziano aus der Provinz Salerno kamen mit ihrem Wohnwagen an, um ein paar Tage in der Gegend von Tolmin und Idrija zu angeln. Treffpunkt war die Stadt Görz und unser erstes Ziel war ein Campingplatz an der Soča, die leider nach wie vor sehr viel Wasser führte und damit ein halbwegs vernünftiges Fliegenfischen beinahe verunmöglichte.

Wir erreichten den Campingplatz am Nachmittag und nach dem Einchecken wollten wir ursprünglich gleich mit dem Angeln loslegen, kamen aber gar nicht dazu, da uns der überaus nette Campingplatzbetreiber zu einem Aperitif einlud, den er am Ufer des Flusses in einer spektakulären Naturkulisse uns und den anderen Gästen reichte. Von einem solchen Empfang waren wir richtig überrascht. Und wir richteten uns für die erste Nacht im Freien ein.

Nach dem leckeren Aperitivo und einem ausgiebigen Abendessen mit Tiziano und Pasquales hausgemachtem Wein gingen wir schlafen und dachten an den Angelausflug am nächsten Tag in diesem wunderbaren Fliegenfischer-Land.

Foto 1. Autofahrt Foto 2. Schmale Brücken über den Fluss Soča

2.1. FLIEGENFISCHEN IN DER IDRIJCA UND DER TREBUSICA IM UNTEREN TEIL

Der Tag begann um 7 Uhr morgens und nach dem tollen Vorabend doch ein wenig früh, aber nach einem guten Kaffee und einigen lokalen Süßigkeiten waren wir gerüstet und beschlossen, in der Gegend von Tolmin zu fischen, wo es möglich ist, mit derselben C&R Angelerlaubnis das Revier zu wechseln und an einem Tag mehrere Flüsse zu befischen.

Als erstes Ziel wählten wir den größten Nebenfluss der Soča, die Idrijca in ihrem letzten Abschnitt, der zwar etwas höher gelegen war, aber klares Wasser führte.

Wir parkten in der Nähe der Brücke im mittleren Teil des Flusses, zogen uns um, montieren unsere Fliegenruten und machten uns auf den Weg zum Fluss. In dieser Gegend gab es einen kleinen, kristallklaren Bach namens Trebusica.

Marmorataforelle, gefangen mit einer Nymphe in der oberen Idrijca

Meine Freunde fingen zwei schöne Regenbogenforellen mit Nymphen in der Nähe des Zusammenflusses mit dem Bach. Ich beschloss, den Bach hinaufzulaufen, um zu sehen, wie er sich dort präsentierte. Nachdem ich ein ganzes Stück lang keinen Fisch bemerkt hatte, entdeckte ich eine kapitale Forelle in einem großen Pool. Ich versuchte es anfangs mit Trockenfliegen um dann zu verschiedenen Nymphen zu wechseln, aber alles ohne Erfolg, der Fisch war völlig unbeeindruckt und irgendwann verschwand er in die Tiefen des Pools. An einer weiteren heißen Stelle mit kristallklarem Wasser fischte ich auf Sicht und konnte eine schöne Marmorataforelle überreden, meine knapp an ihr vorbeidriftende Nymphe zu nehmen. Nach einigen wenigen spannenden Augenblicken des Drills verabschiedete sie sich aber mit einem heftigen Schlag der Schwanzflosse und ich stand wieder mit leeren Händen da.

3 Angler an der Idrijca, Tolmin, Slowenien

Ich treffe meinen zwei Freunden wieder und wir essen erstmal am Fluss zu Mittag. Während wir uns die mitgebrachten Sachen schmecken lassen, sehe ich im Mündungsbereich mindestens 10 Fische stehen, die sich scheinbar mühelos in der Strömung treiben lassen, um Nahrungspartikel aus der Wassersäule zu fressen. Da mir heute das Anglerglück noch nicht wirklich holt war, werfe ich die Aitel und Barben mit verschiedenen Nymphen an, aber auch sie scheinen sich heute eindeutig gegen mich verschworen zu haben. Das ist Angeln!

Nach dem ausgiebigen Mittagessen am Flussufer beschließen wir, ein Stück flussabwärts zu gehen und unser Glück mit Streamern zu versuchen, da es mittlerweile angefangen hat zu regnen und an der Oberfläche keine Aktivität mehr zu sehen ist. Nach ein paar Würfen flussabwärts, bei denen ich den Streamer querab zur Strömung auswarf und in einem Swing ans eigene Ufer zurücktreiben ließ, spürte ich recht rasch einen ersten Biss, der aber noch eher ein neugieriger Zupfer war. Nach dem Einholen platzierte ich den Streamer nochmals an derselben Stelle und machte mir wiederum die Strömung zu Nutze, um meinem Köder Bewegung und damit Leben einzuhauchen und diesmal machte es … Boom! Ein knallharter Biss, der sich als schöne Regenbogenforelle entpuppte, die nach einem tollen Drill auf einem Foto verewigen ließ, bevor sie wieder in ihr Element entlassen wurde!

Da der Regen kein Ende zu nehmen schien, beschlossen wir, eine Kaffeepause einzulegen und einen Übernachtungsplatz zu suchen. Das Wohnmobil, perfekt ausgestattet mit Küche und Betten macht das spontane Übernachten natürlich sehr viel einfacher. Zudem ist auch das Erlebnis gerade für uns abenteuerlustige Angler unvergleichlich schöner, wenn man direkt am Fluss im Kontakt mit der Natur ist.

Diese schöne Regenbogenforelle schnappte sich meinen Streamer

2.2. FISCHEN IM UNTEREN TEIL DER BAČA

Unter der Eisenbahnbrücke an der Mündung der Bača (der letzte rechtsseitige Zubringer der Idrijca) fanden wir einen Parkplatz für Wohnwagen. Wir hatten unser Gerät bereits aufgetakelt, als wir feststellten, dass dieser Mündungsbereich auch bei anderen Anglern offensichtlich durchaus beliebt ist. So entschlossen wir uns kurzerhand mit dem Auto die Bača ein Stück flussauf zu fahren und sie dort zu befischen. Dort ist das Gewässer auch entsprechend kleiner, das Wasser war eiskalt und klar, und wir verliebten uns sofort in natürliche Schönheit dieses Flussabschnittes.

Nur das Wetter meinte es nicht ganz so gut mit uns und so fischten wir den ganzen Nachmittag im Nieselregen mit unseren Nymphen und fingen viele Regenbogenforellen, Marmoratas und Hybriden zwischen 20 und 40 cm, viele davon auf Sicht.

Einige der von uns gefangenen Fische

Am späten Nachmittag beschloss ich, meine letzten Würfe in einem der größeren Pools zu machen, in dem ich bereits vorher einige schöne Forellen gefangen hatte. Ich überquerte den Fluss, um eine Stelle zu beangeln, die sehr verdächtig nach idealem Unterstand für den Chef des Pools aussah. Und so war es auch... Bereits der erste Wurf passte perfekt und meine Nymphe sank sehr effizient in der „heißen“ Zone ab. Noch bevor die Nymphe den Gewässergrund erreicht hatte, spürte ich den Biss, der kein leiser Zupfer war, sondern ein kontinuierliches Ziehen. Ich hob instinktiv die Fliegenrute an, um den Anhieb zu setzen und in diesem Augenblick begann der Wahnsinns-Drill... eine große Regenbogenforelle von über 60 cm Länge katapultierte sich aus dem Wasser und schüttelte heftig mit dem Kopf, um sich vom Haken zu befreien. Nach einigen Minuten, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkamen und einem sehr vorsichtigen Drill, bei dem ich vor allem darauf bedacht war, den Fisch von etwaigen Hindernissen fernzuhalten, ohne ihn zu sehr zu forcieren. In meiner Motivation hatte ich an diesem Nachmittag in der Eile schon den einen oder anderen sicher geglaubten Fisch vergeigt. Das sollte mir mit diesem Torpedo nicht passieren, daher packte ich diesmal die Samthandschuhe aus. Endlich neigte sie sich erschöpft zur Seite und ich sah meine Chance gekommen, sie ebenso elegant wie sicher in meinen Kescher zu dirigieren. Als sie mit dem Kopf bereits direkt über dem Kescherrahmen war, schlug sie aus heiterem Himmel ein letztes Mal mit dem Kopf, stieß dabei an Rand des Keschers und war plötzlich wieder dieselbe Furie wie am Anfang des Drills. An der kurzen Schnur und mit dem ungünstigen Rutenwinkel gab es keinen Puffer mehr und die Fliege schnalzte aus dem Maul des Fisches, der am Kescher vorbei in die sicheren Fluten floh. Im ersten Moment hatte ich ein komplettes Blackout und konnte, oder besser gesagt wollte nicht wahrhaben, was gerade passiert ist. Das konnte einfach nicht sein! Relativ schnell wich diese Leere einer unbändigen Wut, die sich auch mit noch so vielen Flüchen nicht wirklich verflüchtigen wollte. Am Ende blieb nur die Erkenntnis, dass auch dieses Mal der Fisch gewonnen hat…

Angeln im Paradies

2.3. DIE IDRJCA UND DIE CERKNICA

Wir verbrachten die Nacht am Ufer der wunderschönen Idrijca, gönnten uns am nächsten Morgen ein ausgedehntes Frühstück mit reichlich Kaffee und beobachteten dabei das Treiben von Dutzenden von Aiteln und Barben, die im unteren Teil des Flusses lebten.

An diesem Tag beschlossen wir, den mittleren Teil der Idrijca von der Mündung der Cerknica bis zum Gebiet von Spodnja Idrija zu befischen.

Nach etwa zwanzig Kilometern flussaufwärts besorgten wir uns die Genehmigungen, zogen uns um, montierten unsere Ruten und gingen zum Fluss hinunter, der in diesem Teil weniger Wasser führte und klarer war.

An diesem Morgen beschloss ich, mit der Trockenen zu fischen, denn als ich am Fluss ankam, sah ich bereits einige zarte Ringe an der Oberfläche, aber nach einer Stunde konnte ich nur einen einzigen Biss vorweisen, den nicht noch nicht mal landen konnte. Pasquale fischte flussabwärts mit der Nymphe und fing einige größere Marmoratas sowie Regenbogenforellen. Ich ging zurück zu unserem Camp, um meine Nymphenausrüstung zu holen und siehe da, plötzlich klappte es auch bei mir mit einigen mittleren aber überraschend ausdauernd kämpfenden Regenbogenforellen, die ich im unteren Bereich überlisten konnte.

Foto 1. Frühstück auf dem Zeltplatz. Foto 2. Blindschleiche. Foto 3. Soča. Foto 4. Parkplatz am Fluss

Zurück auf dem Parkplatz, wo Wohnmobil und Auto standen und nach einem guten Mittagessen am Flussufer fuhren wir flussabwärts bis zur Mündung der Cerknica. Wir parkten in der Nähe der Brücke und von dort aus konnten wir in einer ruhigen Stelle des Flusses eine wunderschöne Marmorata von über 60 cm Länge sehen, die uns erspähte, kurz nachdem wir sie gesehen hatten und sofort auf Tauchstation ging.

Tiziano beschloss, in diesem Bereich des Flusses zu bleiben und ein Stück die Cerknica flussauf zu wandern, um nach Forellen Ausschau zu halten. Pasquale und ich machten uns ebenfalls flussaufwärts auf den Weg, wir wollten aber noch weiter weg von der Zivilisation und nahmen dafür auch eine Waldwanderung in Kauf.

Dabei fanden einen traumhaft schönen Platz zum Angeln, einen Flussabschnitt mit vielen Biegungen, wo sich tiefe Pools und schnelle Rinner andauernd abwechselten, inmitten einer atemberaubenden Naturlandschaft. Beim Nymphenfischen konnte ich flussabwärts mehrere Marmoratas und Regenbogenforellen zwischen 20 und 40 cm fangen.

Schöner Nachmittag an der unteren Idrijca beim Nymphenfischen

Pasquale hatte flussaufwärts weniger Glück und konnte nur einzelne Fische fangen, aber er konnte den größten Fisch des Ausflugs sehen! Eine kapitale Marmorata von sicherlich über 80 cm, die sich nach einigen Sekunden des Beobachtens und Fotografierens auf den Grund des Flusses absinken ließ und wie von Geisterhand scheinbar verschwand.

Wir kehrten zum Ausgangspunkt zurück und dort trafen wir Tiziano wieder, der bei seinen Versuchen mit Trockenfliegen und Nymphen leider auch nicht vom Glück verwöhnt wurde. Gemeinsam erreichten wir die abgestellten Fahrzeuge und machten uns auf die Suche nach einem passenden Platz flussabwärts, wo wir die letzten beiden Stunden dieses Nachmittags fischen und anschließend die Nacht verbringen konnten.

Frühstück, Mittag- und Abendessen

3. DIE LETZTEN WÜRFE UND DAS ENDE DER FLIEGENFISCHTOUR

Auf einem kostenlosen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Flussufer beschlossen wir, an einem großen Pool, in dem sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers deutlich verlangsamte, bis weit in den Sonnenuntergang hinein unsere Trockenfliegen zu servieren.

Nach einigen weiteren gefangenen Fischen, die darunter auch einige kleinere Äschen, die unsere Fliegen fast unmerklich von der Wasseroberfläche pflückten, neigte sich der letzte Angeltag in diesem slowenischen Paradies dem Ende zu. Wir standen zu dritt am Ufer dieses Pools, taten uns zunehmend schwer, unsere gemächlich dahintreibenden Fliegen überhaupt noch zu erkennen, als ich plötzlich einen guten Fisch ausmachte, der den Pool flussauf durchquerte und beinahe verzweifelt alle Insekten verschlang, die er auf seinem Weg erwischen konnte. Schon aus reiner Neugier warf ich den Fisch an, allerdings etwas zu kurz, sodass die Fliege keine 50 cm vom Fisch entfernt landete. Offensichtlich machte ihm diese plumpe Präsentation nicht sehr viel aus, denn er stürzte sich, ohne auch nur einen Moment zu zögern, voll auf meine Fliege. Selbst ganz überrascht, erfolgte mein Anhieb nicht zu früh, der Haken saß goldrichtig und der wilde Tanz einer überaus wehrhaften Regenbogenforelle begann.

Trockenfliegenfischen bei Sonnenuntergang

Da es unser letzter Abend in Slowenien war und die Bestimmungen des Angelreviers eine Entnahme erlaubten, haben wir uns unseren letzten Fang frisch gegrillt direkt am Flussufer schmecken lassen, begleitet von einem leckeren Risotto und einem guten Glas Rotwein!

So verabschiedeten wir uns von diesem fischereilich mehr als gesegneten Land mit dem Wunsch, eines Tages zurückkehren zu können, um an diesen wunderbaren Gewässern unsere Fliegen auszuwerfen, neue Abenteuer zu erleben und herrliche Fische zu fangen.

Die beeindruckende Soča und ihre unwirkliche Farbe

4. RESÜMEE UND NÜTZLICHE INFORMATIONEN

Meiner bescheidenen Meinung nach und mit der vergleichsweise geringen fischereilichen Erfahrung, die ich in Slowenien sammeln durfte (dies war mein zweiter Besuch nach fast 10 Jahren), traue ich mich dennoch zu behaupten, dass dieses Stück Land wirklich ein Paradies für Fliegenfischer ist, wenn es um traumhaft schöne Flüsse und Bäche geht.

In den Flüssen gibt es viele Fischarten wie Forellen, Äschen, Huchen, Aitel und Barben, wobei die ersteren sicher jene Arten sind, denen am häufigsten nachgestellt wird.

Wenn du kein Risiko eingehen willst und deine wertvolle Urlaubszeit lieber beim Angeln verbringen willst, anstatt erst nach guten Angelplätzen suchen zu müssen, dann ist es sicherlich eine gute Idee, sich an einen der vielen örtlichen Fliegenfischer-Guides zu wenden, die in der Region zur Verfügung stehen.

Angelscheine für viele Reviere sind online oder an verschiedenen Verkaufsstellen wie Hotels und Fremdenverkehrsbüros erhältlich. Die Preise für die Angelscheine erscheinen mir persönlich jetzt nicht gerade ausnehmend günstig (ab 50 Euro pro Tag mit der Möglichkeit, ermäßigte 3-Tages-Pakete zu erwerben), aber wenn man bedenkt, dass die Kosten für Unterkunft und Verpflegung mehr als fair sind, relativieren sich die Ausgaben für einen Angeltrip nach Slowenien sehr schnell. Die wundervollen Erlebnisse und Eindrücke an diesen spektakulären Gewässern sind sowieso unbezahlbar.

4.1. NÜTZLICHE LINKS

Angelschein für die Region Tolmin

Angelkarte für die Region Idrijca

Übersichtskarten verschiedener Angelreviere

An den meisten Flüssen dauert die Angelsaison von April bis November. Grundsätzlich kann mit einer Nymphe, einer Trockenfliege oder einem Streamer geangelt werden. In vielen Revieren ist es nicht erlaubt, zwei Fliegen zu verwenden und zusätzliche Gewichte oder Bissanzeiger anzubringen. In manchen Abschnitten darf man ausschließlich mit einer Trockenfliege angeln.

Das Angeln ist auch an den slowenischen Gewässern kein Selbstläufer, da die Forellen ein großes Angebot an Insekten und Futter haben. Jeden Fang muss man sich verdienen und manchmal auch hart erarbeiten, aber am Ende wird man immer belohnt, wenn man alles richtig macht.

Angelabenteuer, geschrieben und erlebt von Ramón Carlos Herrero, Fliegenfischer.


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Ramón Carlos Herrero
Ramón Carlos Herrero
Fliegenfischer & Fliegenbinder
Job: Angestellter
Hobbies: Reisen & Outdoor-Sport
Geboren und aufgewachsen in Argentinien, lebt und fischt er nun seit über 15 Jahren in den Flüssen Südtirols. Er fischt seit seiner Kindheit in den Flüssen und Seen der Sierras de Cordoba, eine Leidenschaft, die ihm sein Vater und Großvater vermittelten. Der Lebensstil des Fliegenfischens hat ihn vor mehr als 10 Jahren in seinen Bann gezogen und das Reisen, das Kennenlernen neuer Orte, das Genießen der Natur, die Achtsamkeit auf die Ressourcen und vor allem das Fischen an einem Fluss sind seine große Leidenschaft.
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