Immer wieder werden wir von unseren Kunden aus ganz Europa gefragt, wo man in Südtirol am besten Fliegenfischen kann bzw. für welche Gewässer es Gastkarten gibt. Deshalb möchten wir in diesem Text etwas näher auf das Thema Fliegenfischen in Südtirol eingehen.
Aufgrund der gebirgigen Lage sind die Südtiroler Gewässer großteils mit rheophilen Fischarten der Salmoniden besetzt, insbesondere mit Forellen, Äschen und Saiblingen. In den Hauptgewässern Etsch, Eisack, Rienz und Passer sowie in den Unterläufen deren Zuflüsse stellen die Marmorierte Forelle und die Äsche die Leitfischart dar, in den Gebirgsbächen die Bachforelle.
Die nachfolgenden Informationen beziehen sich nur auf das Fliegenfischen auf Salmoniden in Südtirol.
Marmorierte Forelle aus dem Eisack (mit Pheasant Tail Nymphe überlistet)
1. Wo kann ich in Südtirol Fliegenfischen?
In Südtirol sind 92% der Fischwasser mit Eigenfischereirechten belegt, d.h. die Fischerei darf ausschließlich von den Eigentümern dieser Fischereirechte bzw. von deren Pächtern ausgeübt werden. Zu den Eigentümern bzw. Pächtern zählen neben Privatpersonen auch viele Fischereivereine.
Die Fischereirechte an den restlichen 8% der Fischwasser liegen beim Land Südtirol und werden meist an die Vereine vor Ort für einen bestimmten Zeitraum in Konzession geben.
Aufgrund dieser Situation liegt es im Ermessen des Fischereirechtsinhabers zu entscheiden, ob er Tages- bzw. Gastkarten ausgibt oder nicht.
Unter diesem Link findest Du das komplette Verzeichnis aller Gewässerbewirtschafter Südtirols, inklusive Landkarte und teilweise mit Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse.Rienzschlucht im Frühsommer (Video)
Hier einige Gewässer, die für Fliegenfischer interessant sind:
- Der Fischereiverein Bozen gehört zu den größten Fischervereinen Südtirols und gibt Gastkarten für seine Gewässer aus. Zu den besten Fliegenfischerstrecken gehören der "Kleine Eisack" Nr. 104 und Nr. 117-118 zwischen Klausen und Steg (Eisacktal). Die Talfer Nr. 239 und der Eggentaler Bach Nr. 127 sind Gebirgsbäche, die teilweise in eindrucksvollen Schluchten verlaufen. Hier geht's zur Gewässerübersicht des Fischereiverein Bozen.
- Die Passer gehört zweifelsfrei zu den schönsten und naturbelassensten Flüssen Südtirols. Eingebettet in ein tolle Landschaft lassen sich hier Fliegenfischen und Relaxen wohl am besten kombinieren. Die Fischereiinteressentschaft Schildhöfe von Passeier versteht es, die Passer nachhaltig und naturnah zu bewirtschaften. Auf rund 20 Kilometern gibt es eine ausgezeichnete Fischerei auf die heimische Marmorierte Forelle und kampfstarke Regenbogenforellen. Hier geht's zur ausführlichen Seite der Schildhöfe Passeier.
- Wer im Pustertal Fliegenfischen möchte, sollte sich die Seite vom Sportfischerverein Bruneck ansehen. Auf dieser Seite sind viele Gewässer im Pustertal gut beschrieben, teilweise mit Video. Die Rienz unterhalb des Olanger Stausees (Nr. 154/1 - 154/2 und 154/3) bis nach Percha ist abschnittsweise landschaftlich sehr reizvoll und ausgezeichnet mit der Fliege befischbar. Auch die Gader ist sehr reizvoll, sofern sie durch Unwetter nicht getrübt ist. Hier geht's zur ausführlichen Seite des Sportfischerverein Bruneck.
- Wer im landschaftlich beindruckenden Tauferer Ahrntal bzw. dessen Seitentäler Fliegenfischen möchte, sollte sich diese Seite ansehen. Neben der Ahr sind der ziemlich kleine Meggima-Stausee (keine Angst, schaut nicht aus wie ein Stausee sondern wie ein natürlicher See, da er sehr flach und teilweise bewatbar ist) und der sehr große Neves-Stausee für Fliegenfischer interessant, aber auch der Mühlwalder Bach. Hier gibt es weitere Infos.
- Auch der Antholzer Bach ist ideal zum Fliegenfischen. Hier gibt es weitere Infos.
Hier einige der Hotels, die sich auf Fliegenfischer spezialisiert haben:
Neben einer guten bis ausgezeichneten Unterkunft sind in diesen Hotels auch Gastkarten erhältlich, sowie eine Vielzahl nützlicher Informationen rund ums Thema Fliegenfischen:
- Hotel Riederhof - Passeiertal - Tel. +39 0473 645 485
- Hotel Quellenhof - Passeiertal - Tel. +39 0473 645474
- Hotel Arosea - Ultental - Tel. +39 0473 78 50 51
- Hotel Mühlwald - Mühlwald Tauferer Ahrntal - Tel. +39 0474 653 129
- Hotel Bad Salomonsbrunn - Rasen Antholz - Tel. +39 0474 492199
- Hotel Alte Mühle - Sand in Taufers - Tel. +39 0474 678 077
Passer im Spätsommer
Wiesenbach im Vinschgau im Sommer
Neves-Staussee im Spätsommer
Eisack bei Klausen im Herbst
Hochgebirgssee im Sommer
2. Ich kenne die Gewässer nicht, kann ich einen Guide buchen?
Falls Du mit den Südtiroler Gewässern noch nicht so vertraut bist oder im Urlaub Deine Fliegenfischertechnik verfeinern möchtest, empfehlen wir Dir für 1-2 Tage einen erfahrenen Guide zu buchen. Im Großraum Passeiertal - Meran - Ultental können wir Dir drei ausgezeichnete Guides empfehlen, die in ihren Gewässern jeden Hotspot kennen. Arnold Gufler und Robert Kofler (Passeiertal) sowie Oliver Schwienbacher (Ultental) sind bodenständiger Südtiroler, die von klein auf fischen und eine Menge Erfahrung im Fliegenfischen mitbringen, besonders unter schwierigen Umständen.
Arnold Gufler ist übrigens Südtirols einziger zertifizierter EFFA (European Fly Fishing Association) Fliegenfischer-Guide und Flycasting-Instructor. Neben dem klassischen Guiding bietet er auch Fliegenfischer-Kurse und Wurfkurse an. Falls Du also Deine Technik im Urlaub etwas verfeinern möchtest, ist Arnold Gufler der richtige Mann.
Arnold Gufler (EFFA Instructor) - Passeiertal - Tel. +39 349 5696099 - www.fliegenfischerschule.it - (Foto © Trendstudio)
Robert Kofler - Passeiertal - Tel. +39 348 5643706 - [email protected] - (Foto © Sebastian Arlt)
Oliver Schwienbacher - Ultental - Tel. +39 349 6164813 - www.pro-guiding.it - (Foto © Oliver Schwienbacher)
3. Wann ist die beste Zeit zum Fliegenfischen in Südtirol?
Achtung: Die nachfolgend angegeben Zeiträume sind Durchschnittswerte und können je nach Ort stark variieren, da die Gewässer in Südtirol auf einer Meereshöhe von rund 250 m bis ins Hochgebirge über 2000 m Meereshöhe liegen.
Die beste Zeit zum Fliegenfischen in Südtirol sind das Frühjahr bis zur Schneeschmelze im Hochgebirge (Mai/Juni) sowie der Spätsommer bzw. Herbst ab Anfang September. Natürlich ist es auch im Sommer möglich, mit der Fliege zu fischen, allerdings führen dann v.a. die Hauptgewässer deutlich mehr Wasser und sind teilweise von der Gletscherschmelze beeinflusst (Trübung). Die Passer ist auch im Sommer meist gut zu befischen, da sie nicht von Gletschern beeinflusst wird. Generell empfiehlt es sich im Sommer eher an Hochgebirgsseen den Saiblingen bzw. in den Mittelgebirgsbächen den Saiblingen und Bachforellen nachzustellen. Auch die Oberläufe der großen Hauptgewässer sind im Sommer meist gut befischbar. Nach Gewittern mit Starkregen dauert es gewöhnlich einige Tage, bis die Bäche wieder klar sind.
Die Fischereisaison beginnt in den meisten Hauptgewässern am 2. Sonntag im Februar und endet auf Forellen am 30. September und auf Äschen gegen Mitte bis Ende November. In höhergelegen Fischwassern beginnt die Saison später, in Gebirgsbächen meist am 1. Mai.
4. Welche Fliegen eignen sich zum Fliegenfischen in Südtirol?
4.1 Tungsten-Nymphen sind Trumpf!
Übers ganze Jahr gesehen wirst Du beim Fliegenfischen mit der Nymphe am erfolgreichsten sein (unbedingt auch einige schwere Tungstenmuster mitnehmen). Wir empfehlen Dir, zusätzlich zur Hauptnymphe am Vorfachende noch eine zweite Nymphe am Seitenarm zu verwenden, ca. 50 cm oberhalb der Hauptnymphe (sogenannter "Springer").
Die besten Nymphenmuster sind die Pheasant Tail mit ihren unzähligen Abwandlungen und die Hare's Ear (nicht nur in grau) auf Hakengrößen 10 bis 12, aber auch einige Imitationen von großen Steinfliegenlarven auf Hakengröße 6 bis 10. Als "Springer" eignen sich etwas kleinere Nymphen oder Nassfliegen auf Hakengröße 14 bis 16.
Auch viele moderne Nymphenmuster mit schmalem Körper und etwas überdimensionierten Kopf, wie z.B. diverse Perdigon-Muster (im Bild link) sind überaus fängig. Orientiere Dich einfach an den Bestsellern dieser 3 Fliegenkategorien, dann machst du bestimmt nichts falsch:
4.2 Auch die Trockene fängt!
Ab Ende März bis in den Spätherbst hinein bestehen durchaus gute Chancen, auch mit der Trockenfliege erfolgreich zu sein.
Da die Vielfalt an Wasserinsekten aufgrund der alpinen Lage nicht enorm ist, genügen einige wenige Trockenfliegenmuster von Eintagsfliegen, auch als CDC Variante (Entenbürzelfedern) in den Hakengrößen von 12 bis 16:
Massenschlupfe von Insekten sind aufgrund diverser Umwelteinflüsse (z.B. intensiver Einsatz von Insektiziden in Apfelmonokulturen) seltener geworden, dennoch ist es wichtig, für den Fall der Fälle einige gut imitierende Muster in der Fliegendose zu haben.Das erfolgreichen Fischen mit der Trockenfliege ist aber zum Glück nicht an das Vorkommen von Massenschlupfen gebunden. Der Einsatz von Suchfliegen, d.h. großen, voluminösen, gut schwimmenden und gut sichtbaren Fliegenmustern ist im Sommer überaus erfolgsversprechend und kann manch eine große Forelle oder Äsche auch in scheinbar "toten" Zeiten zum "Steigen" verleiten.
Beim Fischen mit Suchfliegen solltest Du aber darauf achten, dass die Gewässertiefe nicht allzu groß ist: bei Tiefen bis 60-70 cm ist es durchaus möglich, dass große Forellen oder Äschen auch aus Bodentiefe aufsteigen. Hier unsere Top-Suchfliegen:
Auch in den Gebirgsbächen lassen sich mit gut schwimmenden und gut sichtbaren Trockenfliegen (Such- oder Jagdfliegen) über die ganze Saison hinweg Forellen und Saiblinge relativ leicht überlisten.Die flossentragenden Bewohner unserer Gebirgsseen sind ebenfalls nicht besonders wählerisch und lassen sich mit kleineren Trockenfliegen bzw. Landinsekten wie Tschernobyl Ants, Heuschrecken und Ameisen relativ leicht verführen.
Schöner Seesaibling aus einem Gebirgssee über 2000m Meereshöhe, der einer Tschernobyl Ant nicht widerstehen konnte.
4.3 Ein Streamer für alle Fälle!
Einige klassische Streamer wie Zonker, Wooly Bugger und Muddler Minnows auf Hakengröße 6 bis 10 sollten unbedingt mit ins Gepäck. Damit lassen sich übers ganze Jahr hinweg neben kampfstarken Bach- und Regenbogenforellen auch launische Marmorierte Forellen überlisten.
Wichtig dabei ist, dass die Streamer in ausreichender Tiefe arbeiten (entweder das Vorfach mit Tungstenpaste beschweren, eine Schwimmschnur mit Sinkspitze oder ein schnell sinkendes Polyleader verwenden) und mit einer Schlaufe am Vorfach befestigt werden, um ein lebendigeres Spiel zu ermöglichen. Hier unsere Favoriten für Südtirol:
Besonders nach sommerlichen Hochwässern (aufgrund von Gewittern) sind Streamer sehr erfolgsversprechend. Sobald die Gewässertrübung etwas nachlässt (Sichtigkeit von rund 30 cm ist ausreichend), die Wasserfarbe von braun auf milchig olive wechselt und der Wasserstand noch relativ hoch ist, sind Streamer konkurrenzlos fängig. Wichtig - besonders die Ufernähe abfischen!5. Welche Ausrüstung benötige ich?
Als Standardausrüstung ist eine 9 Fuß Fliegenrute der Schnurklasse # 4/5 oder # 5/6 vollkommen ausreichend! Wenn Du zusätzlich eine etwas längere und sensible Nymphenrute (10 bis 11 Fuß der Schnurklassen # 2/3 oder # 3/4) Dein Eigen nennst, erleichtert Dir diese längere Rute das "moderne Nymphenfischen" auf relativ kurze Distanz mit langem Vorfach. Auch das Trockenfliegenfischen mit einer kurzen aber schnellen 7'6er Fliegenrute der Schnurklasse # 3 ist überaus spannend. Diese leichte Art zu fischen ist an den schnellen italienischen Wurfstil angelehnt.
Die Stärke der Vorfachspitze variiert je nach Gewässertyp, Fließgeschwindigkeit und Fliegenart. Verallgemeinernd sollte sie beim Streamerfischen 0,22 mm nicht unterschreiten, beim Nymphenfischen zwischen 0,16 und 0,20mm und beim Fliegenfischen mit der Trockenfliege zwischen 0,14 und 0,18mm betragen.
Wathosen bzw. Watschuhe (mit Filzsohlen) sind in den Hauptgewässern unverzichtbar, in Gebirgsbächen reichen hingegen Hüftwathosen oder Watstrümpfe vollkommen aus. Auch eine polarisierende Sonnenbrille ist unbedingt empfehlenswert.
6. Welche gesetzlichen Vorschriften muss ich beachten?
Um als nicht-italienischer Staatsbürger in den Südtiroler Gewässern fischen zu dürfen bzw. um überhaupt eine Gastkarte erwerben zu können, musst Du in Besitz der staatlichen Fischereilizenz Typ D sein. Diese kann beim Landesamt für Jagd und Fischerei beantragt werden und hat eine Gültigkeit von 10 Jahren. Es werden lediglich 2 Stempelmarken zu € 16 benötigt (sind in jeder Tabaktrafik erhältlich) sowie zwei Passbilder. Weitere Infos bzw. die Gesuchsvorlage für die staatliche Fischereilizenz Typ D findest du hier.
Zur staatlichen Lizenz benötigst Du noch die Fischwasser-Gastkarte des jeweiligen Gewässers (siehe Punkt 1 ganz oben). Diese wird von den genannten Hotels ausgegeben bzw. ist an den Ausgabestellen erhältlich, die auf den genannten Internetseiten der Vereine aufgelistet sind.
Schöne Bachforelle aus dem Gebirgsbach