Liebst du das Fliegenfischen mit der Trockenfliege in kleinen Gewässern? Dann solltest du dein Glück einmal im Mühlwalder Bach im Tauferer Ahrntal versuchen - wobei es auf Glück in diesem Fall gar nicht mal so ankommt! Falls du das Fliegenfischen nämlich halbwegs gut beherrscht, also kein blutiger Anfänger mehr bist, ist der Mühlwalder Bach von Mitte Mai bis Ende September ein Garant für eine Menge Spaß mit der Trockenfliege. Zu Saisonstart, also von Anfang April bis Mitte Mai ist - wegen des kalten Schneewassers - die Nymphe erste Wahl.
Teilstück der Zone 2 des Mühlwalder Baches
In diesem Beitrag erfährst du kurz und kompakt das Wichtigste übers Fliegenfischen im Mühlwalder Bach. Die teils spektakulären Fotos verdanke ich übrigens Gabriele Cabizzosu, einem Fliegenfischer und passionierten Fotografen, bei dem ich mich herzlich bedanke (ps. die weniger guten Fotos sind von mir, he he). Dank der zahlreichen Fotos und kurzen Videoausschnitte solltest du dir einen guten Eindruck vom Gewässer machen können. Achtung, auf den Fotos/Videos führt der Mühlwalder Bach rund 1/3 mehr Wasser als gewöhnlich!
Keine Zeit zu lesen? Am Ende des Beitrages findest du den Infokasten mit allen relevanten Infos auf einem Blick!
1. Ein paar allgemeine Infos
Insgesamt gehört das Pustertal zu den landschaftlichen Juwelen Südtirol. Das Mühlwalder Tal ist das größte Nebental des Tauferer Ahrntals, es zweigt bei Mühlen in Taufers ab. Neben Fliegenfischern kommen hier auch Wanderer, Bergsteiger und insgesamt Naturliebhaber auf ihre Kosten, die Ruhe lieben.
Zone 1 des Mühlwalder Baches (Foto by Gabriele Cabizzosu)
Der Mühlwalder Bach durchfließt das Mühlwalder Tal von oberhalb Lappach (dort vereinigen sich Zösen- und Nevesbach zum Mühlwalder Bach) bis nach Mühlen, wo er auf 845 m Meereshöhe in die Ahr mündet. Dieser über 14 km lange Gebirgsbach ist zum Großteil unverbaut und naturbelassen. Wegen der Nutzung zur Stromerzeugung ist er zwar praktisch über die gesamte Länge eine Restwasserstrecke - allerdings mit einer vergleichsweise hohen Abflussmenge, dank seiner vielen Zubringer. Der Mühlwalder Bach weist entlang seines ganzen Verlaufes ein biologisches Gesamturteil der ersten Klasse auf (Quelle Landesagentur für Umwelt, Provinz Bozen).
Wilde Bachforelle auf Tungstennymphe (Foto by Gabriele Cabizzosu)
2. Das Revier
Helmuth Rier (Bewirtschafter) und Norbert Huber (Guide und für die Kundenbetreuung zuständig) sind ein eingespieltes Team. Seit rund 20 Jahren setzen sie auf eine naturnahe und innovative Bewirtschaftung, ohne künstlichen Besatz. Und dies mit Erfolg - der ausgezeichnete Bestand an prächtigen Wildfischen aller Altersklassen lässt das Fliegenfischerherz höherschlagen.
Prächtige wilde Bachforelle aus dem Mühlwalder Bach (Foto by Gabriele Cabizzosu)
Für beide Strecken, welche ich hier vorstelle, gibt es sowohl No Kill Tageskarten als auch Tageskarten mit Entnahme. Um ungestört mit der Fliege fischen zu können, wird nur eine begrenzte Anzahl an Tageskarten ausgegeben (im Infokasten ganz unten mehr dazu), deshalb ist eine Reservierung zu empfehlen.
Das Revier im Mühlwalder Bach untereilt sich in zwei Zonen (Zone 1 und Zone 2), die durch den Meggima-See in Mühlwald voneinander getrennt sind. Der Meggima-See ist für Fliegenfischer ebenfalls interessant (in diesem Blogbeitrag werde ich aber nicht näher darauf eingehen).
Der Meggima-See im Sommer. Er trennt die Zone 1 (unterhalb) von der Zone 2 (oberhalb). Auch hier macht Fliegenfischen Spass!
Der Einfluss des Mühwalder Baches in den Meggima-See Anfang Mai
Dank des meist geringen Gefälles und der abwechslungsreichen Struktur des Bachbettes sind beide Zonen ausgezeichnet mit der Trockenfliege zu befischen. In der Tat erinnern beide Abschnitte viel mehr an einen lieblich dahinfließenden Mittelgebirgsbach denn an einen reißenden Gebirgssturzbach. Beide Zonen befinden sich in der Gewässernummer 215.
Ein Überblick über die Zonen 1 & 2 des Mühlwalder Baches, getrennt durch den Meggima-See. Links in grün die renaturierte Teilstrecke der Zone 2.
2.1 Die Zone 1 - unterhalb des Meggima-Sees
Die Zone 1 ist rund 2,7 km lang und erstreckt sich von der Grünerbrücke (untere Grenze) bis zur Staumauer des Meggima-Sees (obere Grenze). In diesem Abschnitt führt der Mühlwalder Bach weniger Wasser als in der darüberliegenden Zone 2.
Eindruck vom Mühlwalder Bach - Zone 1
Die Gewässerbreite beträgt hier ziemlich konstant um die 4-6 Meter, die Gewässertiefe variiert hingegen dank der abwechslungsreichen Gewässersohle stark, mit einigen tieferen Gumpen besonders in Richtung Staumauer. Bereits beim ersten Anblick sieht der etwas erfahrenere Fliegenfischer, dass diese Zone für die Trockenfliege wie geschaffen ist.
Hier gibt's einige kurze Eindrücke der abwechslungsreichen Gewässerstruktur der Zone 1 des Mühlwalder Baches (Video)
Die vielfältige Habitats-Struktur, die unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten und wohl auch die Futterverfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung sorgen für eine ausgewogene Alterspyramide im (vor allem) Bachforellen-Wildbestand. Exemplare vom Jungfisch bis hin zum 35+ Fisch sind die Regel, gar nicht so selten lassen sich aber auch schöne Bachforellen mit 40-50 cm überlisten.
Abwechslungsreiche Struktur im Mühlwalder Bach - Zone 1
Eindruck vom Mühlwalder Bach - Zone 1
2.2 Die Zone 2 - oberhalb des Meggima-Sees
Die Zone 2 erstreckt sich vom Einfluss (untere Grenze) in den Meggima-Stausee bis zur 2. Holzbrücke oberhalb der Kraftwerkszentrale Lappach (obere Grenze). Mit rund 5,2 km ist dieser Abschnitt beinahe doppelt so lang als die Zone 1. Für diesen Abschnitt werden lediglich 5 Gastkarten je Tag ausgegeben, somit steht deinem ungestörten Naturerlebnis nichts im Weg!
Ein langsamer und tiefer Zug in der Zone 2 des Mühlwalder Baches (Foto by Gabriele Cabizzosu)
In der Zone 2 fließt mehr Wasser, auch die Bachbreite ist mit 6-10 Metern deutlich größer. Dieser Teil des Mühlwalder Baches ist um eine Spur abwechslungsreicher als der untere - mit zahlreichen Gewässerabschnitten ohne viel Gefälle einerseits und andererseits wenigen steileren Abschnitten, in einem kurzen Bereich auch in einer Schlucht verlaufend. Dazwischen gibt es noch viele Schattierungen…tiefe Gumpen, lange tiefere Züge, schnell fließende Abschnitte und viele Kehrwasser wechseln sich ab.
Herrliche Naturumgebung im Mühlwalder Bach - Zone 2 (Foto by Gabriele Cabizzosu)
Die Zone 2 kurz vor der Mündung in den Meggima-See (Foto by Gabriele Cabizzosu)
Viele Hotpots sind gut erreichbar
Viele Hotpots sind gut erreichbar
Die Zone 2 ist sehr abwechslungsreich
Am oberen Ende der Zone 2 hat das Landesamt für Wildbachverbauung im Jahr 2016 das Bachbett in einer vorbildhaften Aktion auf einer Länge von rund 1000 Metern extrem aufgeweitet und sehr vielfältig strukturiert. Die obersten 600 Meter dieses nun mäanderförmigen Abschnittes sind exklusiv für das Fliegenfischen mit der Trockenfliege (auf Schonhaken) reserviert. Ein Befischen dieses Teilabschnittes der Zone 2 lohnt auf jeden Fall!
Die obersten 1000 Meter der Zone 2 wurden im Jahr 2016 aufgeweitet und renaturiert - ein abwechslungsreicher Fischlebensraum ist entstanden, die Vegetation kommt langsam zurück (Video Anfang Mai 2018)
3. Taktik, Technik und Ausrüstung
3.1 Mit der Trockenfliege
Von Mitte/Ende Mai bis zum Saisonsende lässt sich der Mühlwalder Bach ausgezeichnet mit der Trockenfliege befischen. Vor Mitte Mai ist das Wasser meist noch zu kalt, die Fische steigen nicht, auch wenn die beste Fliege noch so perfekt serviert wird!
Die Strömung in beiden Abschnitten ist sehr variabel, aber großteils nicht besonders schnell. Somit funktionieren neben klassischen Suchfliegen (auch Jagdfliegen genannt), die meist Köcherfliegen oder Landinsekten imitieren, auch etwas imitativere Muster. Bewährt haben sich einige klassische Eintagsfliegen-Imitationen, wie die Blue Dun, March Brown, Mosquito, Adams oder die Black Gnat. Auch als Parachute gebunden sind diese Klassiker sehr fängig. Aufgrund der besseren Schwimmfähigkeit bevorzuge ich Varianten mit Entenbürzelfedern (CDC-Federn).
Gut schwimmende Parachute-Fliegen (großer Hechelkranz) fangen so gut wie immer
Zwei fängige Eintagsfliegen, als sehr gut schimmende CDC Fliegen gebunden (March Brown und Blue Dun)
Da die Gewässerbreite in beiden Abschnitten meist gering ist, also typisch für einen Mittelgebirgsbach, empfehle ich eine leichte und kurze Rute mit maximal 7 bis 8 Fuß Länge. Schnurklasse 3 ist vollkommen ausreichend. Mein Favorit ist eine 7‘6er Rute bestückt mit einer schwimmenden DT #3 Schnur.
Trotz des natürlichen Bachbettes ist der Mühlwalder Bach wenig verwachsen. Weite Würfe sind generell trotzdem nicht nötig, im Gegenteil, besser ist es, sich langsam und vorsichtig voran zu arbeiten und die vielen potentiellen Standorte systematisch zu befischen.
Hüftwathosen reichen aus, um je nach Vegetation und Gewässerstruktur problemlos das Ufer zu wechseln. Ich empfehle das Fischen stromaufwärts - vorsichtiges Bewegen ist wie in den meisten kleineren Gewässern hilfreich.
Hüftwathosen reichen aus, um den Mühlwalder Bach an den meisten Orten sicher zu queren
Für blutige Anfänger ist der Mühlwalder Bach wahrscheinlich zu schwierig (vor allem der untere). Um das Fliegenfischen mit der Trockenen richtig auskosten zu können, solltest du:
- vernünftig werfen können (auch Rückhand);
- imstande sein, auf beengtem Raum eine Fliege zielgenau zu präsentieren;
- das unerwünschte Dreggen der Fliege für einige Sekunden hinauszögern können (Schnurumlegen, längeres Vorfach usw.);
- das Gewässer lesen können - dank der Strukturvielfalt und des exzellenten Wildfischbestandes kannst du fast darauf wetten, dass in günstigen Standorten ein gieriger Flossenträger steht.
Wenn du diese Punkte halbwegs beherrscht, steht einem erfolgreichen Fischgang mit der Trockenfliege nichts mehr im Weg.
Im Bach aufgewachsene, wilde Regenbogenforelle
3.2 Mit der beschwerten Nymphe
Glaube es mir einfach, von Saisonstart bis Mitte Mai, oder besser gesagt bis der meiste Schnee geschmolzen ist, wirst du mit der Trockenfliege keinen Erfolg haben! Unsere Flossenträger stehen meist tief im noch kalten Wasser, ernähren sich hauptsächlich von Nymphen und sind nicht besonders aktiv. In der Natur kommen noch keine adulten Insekten vor, warum sollte ein Fisch also steigen? In dieser Zeit ist eine beschwerte Nymphe die erste Wahl.
Anfang Mai habe ich Matteo Menghini, einen Freund von Gabriele, zum Fliegenfischen in den Mühlwalder Bach begleitet. Er hat konsequent im European Nymphing Stil gefischt. Also mit langer und sensibler Fliegenrute (10‘ # 2/3), ultradünner Fliegenschnur (Klasse # 00) und farbiger Sichthilfe (farbiges Monofil).
Matteo beim European Nymphing mit langer, sensibler Fliegenrute (Foto by Gabriele Cabizzosu)
Als Köder hat Matteo sowohl klassische Tungstennymphen als auch Perdigones verwendet. Bei dieser Art zu fischen spielt sich (in Bergbächen) das ganze Geschehen auf sehr kurze Distanz ab, oft sogar unter der Rutenspitze. Wichtiger als das Nymphenmuster selbst ist dessen Gewicht. Deshalb solltest du dasselbe Modell mit unterschiedlich großen Tungstenperlen in deiner Fliegendose haben (von 2,5 mm bis 3,5 mm). Falls du mehr über das European Nymphing erfahren möchtest, kannst du hier weiterlesen.
Schöner 40er Bachforelle, mit von Matteo mit der Tungstennymphe überlistet (Foto by Gabriele Cabizzosu)
Matteo war äußerst erfolgreich unterwegs und hat im Laufe eines halben Tages über 20 Forellen jeder Altersklasse überlistet - die größte eine Bachforelle mit über 50 Zentimetern (für einen Bergbach eine sehr sehr stattliche Größe).
Eine 50+ Bachforelle ist zwar nicht an der Tagesordnung, aber doch jederzeit möglich - diese hat Matteo mit der Tungstennymphe überlistet (Foto by Gabriele Cabizzosu)
Im oberen Abschnitt mit deutlich mehr und leicht angetrübtem Wasser sind schwerere Nymphen die erste Wahl (Tungstenperle mit 3 - 3,5 mm Durchmesser). In der unteren Zone sind leichtere Nymphen fängiger - hier kommt es auf eine sehr genaue Präsentation und gute "Führung" der Nymphe an.
Trotz des relativ kleinen Gewässers ist ein Watkescher sehr zu empfehlen. Wie gesagt beheimatet der Mühlwalder Bach auch einige kapitale und kampfstarke Wildforellen. Um den Drill möglichst kurz und schonend zu gestalten, ist ein Watkescher sehr nützlich!
Ein Watkescher ermöglicht auch bei starker Strömung einen kurzen, schonenden Drill (Foto by Gabriele Cabizzosu)
INFOKASTEN MÜHLWALDER BACH:
Bewertung: 1/5 = mies, 5/5 = spitze
- Land: Südtirol (I)
- Ort: Mühlwald
- Gewässer: Mühlwalder Bach (Revier 1.040 - 1.270 m Meereshöhe)
- Schönheit Landschaft: 3/5
- Hotelangebot: 2/5
- Touristisches Angebot: 2/5 (für die Natur gibt’s 5/5)
- Fliegenfischersaison: 1. April bis 30. September
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Erlaubte Technik & Köder:
- Fliegenfischen ohne Widerhaken mit 1 Fliege (Trockenfliege, Nassfliege, Nymphe)
- Achtung, die rund 600 m lange Teilstrecke im oberen Bereich der Zone 2 ist exklusiv für das Trockenfliegenfischen reserviert.
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ZONE 1 (unterhalb Meggima See):
- Revierlänge: ca. 2,7 km
- Preise Tageskarte:
- 30 € No Kill
- 40 € Mit Entnahme (max. 2 Fische, davon nur 1 Bachforelle ab 35 cm, Regenbogenforellen ab 30 cm)
- Keine Entnahme von Äschen und Marmorierte Forellen
- Es werden max. 3 Karten je Tag ausgegeben.
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ZONE 2 (oberhalb Meggima See):
- Revierlänge: ca. 5,2 km
- Preise Tageskarte:
- 30 € No Kill
- 40 € Mit Entnahme (max. 2 Regenbogenforelle ab 30 cm)
- Keine Entnahme von Bachforellen, Äschen und Marmorierte Forellen
- Es werden max. 5 Karten je Tag ausgegeben.
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Kontakt Kartenausgabe:
- Norbert Huber +39 348 7059129
- Helmuth Rier +39 348 2607488
- Hotel Mühlwald +39 0474 653129
- Hotel am See +39 0474 653166
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Beste Techniken:
- Mitte Mai bis Ende September: Trockenfliege
- April bis Mitte Mai: Beschwerte Nymphe
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Zielfische:
- Bachforelle (75 %)
- Regenbogenforelle (15 %)
- Sonstige: Äsche und Marmorierte Forelle
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Schwierigkeitsgrad:
- Zone 1: mittel
- Zone 2: leicht bis mittel
- Erreichbarkeit Ort: 4/5
- Zugänglichkeit Gewässer: 5/5
- Wildfischbestand: 5/5
- Gesamtnote (Kategorie Kleingewässer): 4/5