Die Schwarzach in Osttirol - Wann ist die beste Zeit zum Fliegenfischen?


Letztes Jahr waren wir gleich drei Mal an der Schwarzach unterwegs, Anfang und Mitte August sowie Anfang Oktober. Wir haben dieses Gewässer also ziemlich gut unter die Lupe genommen, auch um herauszufinden, wie sich die Bedingungen im Laufe der Saison ändern und ob wir zu Saisonende noch imstande sind, einige Flossenträger zu überlisten.

Schwarzach

Abschnitt 1 der Schwarzach, vor der langgezogenen Linkskurve - Anfang Oktober, Richtung talauswärts

Wie es uns ergangen ist und vor allem wann die Schwarzach für Fliegenfischer wirklich interessant ist, erfährst du in diesem Beitrag. Natürlich mit allen notwendigen Infos, kurz und kompakt im Infokasten am Ende.

Tipp: Schau dir auch unbedingt den Blogbeitrag zum "kleinen Bruder", dem Trojeralmbach, an.

1. Allgemeine Infos

Das urige St. Jakob im Defereggental in Osttirol ist landschaftlich wunderschön und lädt zum Entschleunigen ein. Wir staunten nicht schlecht, als selbst im August "nichts los" war und wir Natur pur erleben konnten, ganz ohne Touristenmassen. Die Schwarzach ist der Hauptfluss des Defereggentales. Angesichts der Größe des Gewässers würde man diesen Fluss eher im Flachland vermuten. Tatsächlich befindet sich St. Jakob, der Ort, an welchem wir die Schwarzach befischt haben, aber auf knapp 1400 Metern Meereshöhe, also im Mittelgebirge. Der Wasserreichtum des großen Einzugsgebietes ist die Erklärung, für diesen "Fluss" im Gebirge.

Schwarzach

Frühherbstlicher Blick Richtung taleinwärts, die imposante Schwarzach in der Mitte (Abschnitt 1 - hier ein aufgeweiteter Teilbereich), rechts im Hintergrund der kleine "Hauptort" St. Jakob im Defereggental

Die Wasserführung der Schwarzach schwankt übers Jahr beträchtlich, mit einem Mindestabfluss im Winter, einem steigenden Abfluss im Frühjahr, dem höchsten Abfluss von Mai bis August und einem wieder sinkenden Abfluss im Herbst. Aufgrund der Höhenlage erstreckt sich die Fischereisaison von ca. Anfang/Mitte Mai bis Mitte/Ende Oktober, also über rund 5-6 Monate.

2. Das Revier

Thomas Ladstätter, Eigentümer des Naturhotel Tandler sowie des Schwarzach-Reviers, welches wir befischt haben, achtet seit vielen Jahren auf eine nachhaltige Bewirtschaftung, aufbauend auf die ausgezeichnete Naturverlaichung und catch & release. Somit kommt er ohne Besatz aus.

Schön gezeichnete Bachforelle

Kein Besatz notwendig: vermutlich dreisömmerige wilde Bachforelle, geschlüpft in der Schwarzach, überlistet auf Suchfliege - Anfang Oktober

Man merkt den Wildfischen an, dass es ihnen gut geht - die Regenbogen- und Bachforellen sind robust und kampfstark im Drill. Was die Größe betrifft, waren die meisten Flossenträger, die wir überlisten konnten, zwischen 25 und 40+ cm lang. Es gibt auch Exemplare, die deutlich größer werden, einige haben wir unter Brücken beobachtet. Aber wir sollten uns immer vor Augen halten, dass wir uns im alpinen Mittelgebirge befinden, mit langen schneereichen Wintern, kurzen Sommern und entsprechend harten Bedingungen. Ohne dieses Hintergrundwissen könnte man sich von der Größe des Flusses täuschen lassen und meinen, dass hier 50+ Fische an der Tagesordnung sind….

Schön gezeichnete Regenbogenforelle

Wunderschön gezeichnete Regenbogenforelle aus der Schwarzach - von oben könnte man fast meinen, es handele sich um eine Marmorata aus der Alpensüdseite, zumindest der hintere Teil...

Der Mündungsbereich des orografisch rechts einmündenden Bruggeralmbaches ist ein extrem wertvolles Laich- bzw. Jungfischhabitat - Aufnahme August (entschuldige bitte die bescheidene Videoqualität)

Interessant: Die Schwarzach verfügt über 3 absolute Vorzüge, die sie von den meisten ähnlichen Gewässertypen im Alpenraum unterscheidet:

  1. Sie ist nicht gletscherbeeinflusst, d.h. auch im August ist das Wasser sehr klar, anders als z.B. in der Isel, einem benachbarten Gletscherfluss.
  2. Sie klart auch nach starkem Regen rasch wieder auf: Trotz eines heftigen Abendgewitters konnten wir am Folgetag mit der Trockenfliege fischen, wenn auch bei erhöhter Wasserführung.
  3. Sie ist in diesem Bereich problemlos zu Fuß erreichbar und befischbar. Das Auto kann während des Fischertrips oder sogar während eines mehrtätigen Angelurlaubs getrost auf dem Parkplatz des Naturhotels Tandler stehen bleiben.

Das rund 7 km lange Schwarzach-Revier von Thomas Ladstätter lässt sich grob in zwei Abschnitte unterteilen: den etwas längeren oberen Bereich, von der bergseitigen Reviergrenze bei "Bad Grünmoos" bis nach Außerrotte und den unteren, etwas kürzeren Abschnitt, von Außerrotte bis nach Bruggen.

Beide Abschnitte sind komplett verschieden: In oberen Abschnitt (1) fließt die Schwarzach meist gemächlich durch das Defereggental dahin, das in diesem Bereich flach verläuft und durch einen weiten Talboden ohne nennenswertes Gefälle charakterisiert ist. Der untere Abschnitt (2) hingegen ist durch schnell fließendes Wildwasser gekennzeichnet (zumindest im Sommer bei hohen Wasserstand), aufgrund des hier vorherrschenden Gefälles und des nun engen Tales. Die Gewässerbreite beträgt je nach Abschnitt zwischen 10 und 20 Metern. Ein Queren ist im Sommer an den meisten Stellen unmöglich, im Herbst hingegen an zahlreichen stellen schon (watend).

Du kannst gut und gerne einige Tage an der Schwarzach fischen, ohne dass es langweilig wird. Die wohltuende Ruhe inmitten der Natur sowie die fußläufige Erreichbarkeit aller interessanten Stellen des Reviers machen die Schwarzach aus unserer Sicht zu einem Geheimtipp für Fliegenfischer, die Urlaub und Fliegenfischen kombinieren möchten.

Einige frühherbstliche Videoaufnahmen am Schwarzach-Revier von Thomas Ladstätter, inkl. des wegen der Jahreszeit schon verwaisten Wasserspielplatzes

2.1 Abschnitt 1: von den bergseitigen Reviergrenze bei "Bad Grünmoos" bis nach Außerrotte (ca. 3,7 km)

Zweifelsfrei ist dieser Abschnitt jener, der auf den ersten Blick zum Fliegenfischen prädestiniert ist und eine Unmenge interessanter Hotspots bietet. Es gibt unzählige Einstiegsmöglichkeiten ins Gewässer, da parallel zum Fluss ein Spazierweg verläuft bzw. die Uferwiesen problemlos betreten werden können.

Im ersten (oberen) Teil des Abschnitts 1 ist das Flussbett der Schwarzach etwas enger als im unteren Bereich desselben Abschnitts. Deshalb ist hier die Wasserführung im Sommer aufgrund der Schneeschmelze im Hochgebirge erhöht. Es ist ratsam, sich vorsichtig am Ufer entlang vorzuarbeiten, allzu gefährliche Stellen zu umgehen und sich auf die vielversprechendsten Spot zu beschränken, die gefahrlos zu befischen sind. In diesem Teil ist das Fliegenfischen mit gut schwimmenden Suchfliegen die erste Wahl, sofern man sich für die Trockenfliegenfischerei entscheidet.

Oberer Bereich Revier Schwarzach

Die Schwarzach im Bereich der oberen Reviergrenze - Anfang Oktober, Richtung taleinwärts

Flussabwärts wird das Bachbett breiter, die Strömungsgeschwindigkeit und Wassertiefe nehmen ab, die Strukturvielfalt im Gewässer ebenfalls. Ps. parallel zur Schwarzach befindet sich hier ein wunderschön angelegter weitläufiger Wasserspielplatz, in dem Kinder vergnügt spielen können, inmitten in der Natur. Fliegenfischer werden durch den Wasserspielplatz übrigens nicht gestört, da ein Baum- bzw. Heckenstreifen dazwischen für Abstand sorgt.

Wasserspielplatz

Die Schwarzach im Bereich des (gut abgeschirmten) Wasserspielplatzes - Anfang Oktober, Richtung taleinwärts

Wasserspielplatz 2

Derselbe Bereich, diesmal vom gegenüberliegenden Ufer aus fotografiert - Mitte August, Richtung taleinwärts

Unterhalb des Wasserspielplatzes bis ungefähr auf die Höhe des Naturhotels Tandler wechseln sich wenige etwas engere Flussabschnitte mit tiefen Zügen und längere Aufweitungen mit flachen Abschnitten ab. Dieser Bereich wird vermutlich am meisten befischt und beherbergt somit die scheuesten Fische, vor allem Richtung Saisonende.

Schwarzach im Herbst

In diesem Teilbereich nach dem Wasserspielplatz ist das Bett der Schwarzach enger, mit einigen tiefen Zügen - Anfang Oktober

Schwarzach im Herbst

Die Schwarzach eingebettet in Farbenpracht; der parallel verlaufende Spazierweg ist links im Bild hinter den Bäumen erkennbar - Anfang Oktober, Richtung taleinwärts

Schwarzach im Sommer

Leicht zugänglicher Bereich der Schwarzach im Bereich des Spazierweges, der über die Brücke links oben im Bild direkt nach St. Jakob führt - Anfang August

Schwarzach im Sommer

Typischer Teil des Abschnitts 1 der Schwarzach im Sommer oberhalb einer Brücke, klares Wasser, relativ hoher Wasserstand - Anfang August

Schwarzach im Sommer

Beinahe derselbe Teilbereich (etwa 100 m oberhalb) aber Richtung talwärts fotografiert; hier rinnt die Schwarzach im relativ breiten Flussbett - Anfang August

Schwarzach im Herbst

Und wieder derselbe Teilbereich, diesmal aus der Vogelperspektive und mit weniger Wasser als im Sommer (die Perspektive und das glasklare Wasser täuschen allerdings weniger Wasser vor, als tatsächlich fließt) - Anfang Oktober

In diesem Teilabschnitt lassen sich auch kapitale "Brückenfische" beobachten - sie zu überlisten ist allerdings alles andere als einfach. Wohl auch deshalb, weil die leicht ausgetretenen Gewässerzustiege an den beiden Brücken vermuten lassen, dass die Flossenträger hier im Laufe der Saison öfters eine künstliche Fliege kennen lernen…

Brückenfische

Dieser Teilbereich mit sehr guten Spots beherbergt unter den Brücken auch einige kapitale Flossenträger, sie zu überlisten ist uns allerdings nicht gelungen - Anfang Oktober, Richtung taleinwärts

Bevor die Schwarzach in den Abschnitt 2 übergeht, zieht sie eine weite, mehrere hundert Meter lange Linkskurve (Richtung talauswärts gesehen). Auch in diesem Teil ist das Gewässer über die Uferwiesen leicht erreichbar (aus Rücksicht auf die Bauern bitte nicht quer durch die Wiesen trampeln), die Gewässertiefe und die Strömung nehmen wieder zu. Die Ufer sind teilweise unterspült.

Schwarzach im Herbst

Die langgezogene weite Linkskurve der Schwarzach im Hintergrund, im schattigen Bereich unterhalb des Kirchturms, ist erahnbar - Anfang Oktober, Richtung talauswärts

Hier konnten wir während unserer August-Aufenthalte die größten Flossenträger überlisten: wilde Regenbogenforellen, die aggressiv unsere Suchfliege genommen haben und ziemlich kampfstark im Drill waren. Durch die erhöhte Wasserführung im Hochsommer ist beim Waten etwas Vorsicht geboten, im Oktober hingegen sind praktisch alle vielversprechendsten Stellen gut bewat- bzw. befischbar, und dies, ohne ein "Wurfguru" sein zu müssen.

Schöne Regenbogenforelle

Schöne Regenbogenforelle, die unsere Suchfliege im Sommer aggressiv genommen hat

Das kurze Video ist zwar verwackelt und von bescheidener Qualität, reicht aber aus, um die Wasserverhältnisse im August sowie die unterspülten Ufer zu zeigen

Unterspülte Ufer

Derselbe Abschnitt, diesmal als Standbild. Hier ist das Bett der Schwarzach enger, der Wasserstand im Sommer hoch, ein Queren nicht möglich, Vorsicht beim Waten! - Anfang August

Nun, nach rund 3,5 Kilometern, die wir hinter uns gelegt haben, nähert sich die Hauptstraße erstmals seit der bergseitigen Reviergrenze wieder der Schwarzach, die hier eine enge 90° Rechtskurve hinlegt. In diesem Abschnitt mündet orografisch links ein kleiner Zubringer. Dieser Bereich beherbergt lt. unseren Erfahrungen eine Menge Fisch, meist Regenbogenforellen. Vor allem bei hoher Wasserführung im Sommer ist dieser Hotspot sehr empfehlenswert!

Schwarzach im Herbst

Glasklares Wasser Anfang Oktober, deutlich niedrigerer Wasserstand als im Sommer, die 90° Rechtskurve ist aus der Vogelperspektive sehr gut ersichtlich

Dieselbe 90° Kurve, diesmal bei hohem Wasserstand im Sommer, von der gegenüberliegenden Seite aus aufgenommen. Hier tummeln sich besonders viele Flossenträger - sorry wegen des verwackelten Videos

Regenbogenforelle Schwarzach

Im Bereich der 90° Kurve konnten wir im August einige schöne Regenbogenforellen überlisten

Schwarzach

Blick talwärts, nach der 90° Kurve der Schwarzach, am Übergang zu Abschnitt 2 - Anfang August

Schwarzach im Herbst

Blick talwärts, am Übergang zu Abschnitt 2, hier haben wir mit der Suchfliege gut gefangen - Anfang August

Danach ändert sich das Bild der Schwarzach schlagartig. Das Gelände wird steiler, das Tal enger und die Schwarzach zum Wildwasserfluß. Willkommen in Abschnitt 2.

2.2 Abschnitt 2: von Außerrotte bis nach Bruggen (ca. 3,2 km)

Abschnitt 2 wirkt auf den ersten Blick deutlich weniger attraktiv als Abschnitt 1, den wir gerade beschrieben haben. Was die Schönheit der Landschaft betrifft, bestätigt sich dieser Eindruck auch auf den zweiten Blick. Fischereilich hingegen täuscht der erste Blick gewaltig! Wir erklären dir warum.

Dieser Abschnitt ist deutlich schwerer zu Befischen, aufgrund der größeren Steigung und Strömungsgeschwindigkeit, der geringeren Breite und in Folge größeren Gewässertiefe. Kurzum, zahlreiche Erfolg versprechende Stellen sind nur schwer anzuwerfen bzw. zu befischen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Schwarzach hier von einer großen Strukturvielfalt des Habitats gekennzeichnet ist, die für alle Altersklassen einer Fischpopulation etwas zu bieten hat. Dank der großen Zyklopen und des Totholzes im Wasser finden hier Adultfische deutlich mehr "sichere" Unterstände als in Abschnitt 1 - oft unerreichbar für (andere) Fischer und Fischprädatoren.

Schwarzach unterer Teil

Abschnitt 2 ist landschaftlich nicht wirklich schön, nicht einfach zu befischen aber lohnt sich definitiv - Mitte August, taleinwärts

Zugegeben, im August hatten wir ziemlich Mühe, halbwegs sicher vielversprechende Stellen zu befischen. Aber wo es möglich war, konnten wir deutlich mehr Forellen überlisten als in Abschnitt 1. An den meisten dieser Stellen kam mit dem ersten Ablegen der (gut schwimmenden und gut sichtbaren) Suchfliege der erste Biss - auffällig abrupt, stürmisch und ohne jegliche Scheu!

Schwarzach unterer Teil

Abschnitt 2 etwas unterhalb der vorherigen Aufnahme; das viele Totholz und die Strukturvielfalt mit Zyklopen bieten auch kapitalen Flossenträgern super Einstände - Anfang August, taleinwärts

Bachforelle Schwarzach

Dies wilde Bachforelle hat unsere Suchfliege nach wenigen Sekunden auf der Wasseroberfläche stürmisch genommen - Anfang August

Aufgrund des Zeitmangels konnten wir den Abschnitt 2 nur vom orografisch linken Ufer aus befischen, also von der Straßenseite aus. Dabei haben wir auf der gegenüberliegenden Seite sehr viele ausgezeichnete Stellen ausgemacht, die bei genügend Zeit unbedingt zu befischen gewesen wären… Wie diese orografisch rechte Seite am besten zu erreichen ist, verrät dir Thomas Ladstätter sicher gerne, da er selbst passionierter Fliegenfischer ist. Thomas kennt sein Revier wie seine Westentasche, ist aber lt. eigenen Angaben ein durchschnittlich begabter Fliegenfischer. Umso wertvoller sind seine Tipps für normalsterbliche Fliegenfischer wie dich und mich...

Schwarzach unterer Teil

Falls du es durch heftiges Menden stromaufwärts schaffst, die Fliege für wenige Sekunden im gegenüberliegenden strömungsberuhigten Bereich zu halten, ohne zu dreggen, ist der Anbiss garantiert

Regenbogenforelle Schwarzach

In diesem Bereich erfolgt der Anbiss garantiert, sofern die gut schwimmende Suchfliege einige wenige Sekunden natürlich abdriften kann - Anfang August

Kleiner Hinweis: In Abschnitt 2 ist das Queren der Schwarzach unmöglich, weil lebensgefährlich. Bei hoher Wasserführung im Hochsommer ist selbst beim Begehen der Uferkante (wo überhaupt möglich) große Vorsicht geboten.

Warum und vor allem wann Abschnitt 2 unserer Meinung nach ein absoluter Geheimtipp ist, erfährst du im nächsten Kapitel!

3. Zu welcher Jahreszeit fischt man an welchem Abschnitt der Schwarzach am erfolgreichsten?

Wie eingangs erwähnt ist die Fischereisaison in der Schwarzach mit rund 5 Monaten (von Mitte Mai bis Mitte Oktober) relativ kurz. Der Fischbestand ist dank der Naturverlaichung, der guten hydromorphologischen Bedingungen, der schonenden Fischereimethoden (Schonhaken) und insgesamt der nachhaltigen Bewirtschaftung durch Thomas Ladstätter als sehr gut einzustufen - immer natürlich unter der Prämisse, dass wir uns im alpinen Mittelgebirge befinden, mit insgesamt harten Bedingungen, was die Insektenverfügbarkeit für die Fische im Winter betrifft.

Thomas Ladstätter achtet auch stets darauf, nur wenige Fischer zu gleich ans Wasser zu lassen. So werden Angelkarten nur an Hotelkunden ausgegeben, und zwar maximal 4 am Tag. Im gesamten Revier gilt striktes catch & release, also no-kill bzw. das schonende Zurücksetzen aller gehakten Fische. Womit wir schon bei der Frage wären, die wir als Überschrift für dieses Kapitel formuliert haben.

Wir haben sowohl im August als auch im Oktober ausschließlich mit der Trockenfliege gefischt, wenn auch mit komplett unterschiedlichen Techniken, gezwungenermaßen sozusagen:

Im August waren wir mit der Suchfliege unterwegs, also mit einer großen buschigen, gut sichtbaren und gut schwimmenden Trockenfliege. An beiden Angeltagen (eigentlich waren es nur halbe Tage) konnten wir ziemlich problemlos 20-30 Fische überlisten, obwohl kein "Steigen" von Fischen zu beobachten war. Vor allem jene Stellen, die etwas schwerer zugänglich waren, bescherten uns die meisten Fänge. Äußerst positiv aufgefallen ist uns, dass auch größere Fische in tieferen Gewässerabschnitten auf unseren fetten Brummer aufgestiegen sind, was nicht selbstverständlich ist. Auffallend weniger erfolgreich waren wir hingegen an leicht zugänglich Bilderbuch-Hotspots, also z.B. in Brückennähe. Summa summarum haben wir aber gut gefischt und zwei tolle (halbe) Tage an der Schwarzach verbracht. Der kapitalste Flossenträger, den wir überlistet haben, war eine Regenbogenforelle mit knapp 45 cm Länge.

Als wir Anfang Oktober ins Defereggental zurückkehrt sind, hatten sich die Bedingungen komplett geändert. Es war wunderschöner (Früh-)Herbst geworden, der Wasserstand war merklich zurückgegangen - geschätzt um rund 20-30 cm - und das Wasser war glasklar geworden. Traumhafte Bedingungen also, Altweibersommer pur, mit einem sehr kühlen Morgen und wohliger Wärme in der Mittagssonne.

Schwarzach im Herbst

Traumhafte Bedingungen an der Schwarzach in einer spektakulären Naturkulisse - Anfang Oktober, Blick talauswärts

Schwarzach im Herbst

Das Wasser glasklar und der Wasserstand deutlich tiefer als noch vor zwei Monaten - Anfang Oktober

Die Fischerei gestaltet sich allerdings mehr als zäh. Unsere Suchfliege vom Sommer wurde praktisch von allen Fischen, die wir auf Sicht angeworfen haben, ignoriert - völlig, keine Chance!

Anfang Oktober wurde unsere Suchfliege vom Sommer sehr oft ignoriert, wie in diesem kurzen Video gut zu sehen ist

Und auch das im Sommer noch so erfolgreich blinde Abdriftenlassen der Suchfliege war plötzlich erfolglos - keine einzige Forelle ließ sich zum Steigen animieren - zumindest zu Beginn. Was war geschehen? Die Fische waren ja noch da - im klaren und niedrigeren Wasser konnten wir zahlreiche Exemplare beim Nymphen beobachten, teils auch beim Steigen. Am Insektenschlupf hat es also nicht gefehlt. Nach einiger Zeit haben wir gerafft, was passiert war:

Anfang Oktober war die Saison bereits fast ein halbes Jahr alt. Die Fische haben über diese Monate wahrscheinlich eine Menge an künstlichen Fliegen gesehen, teils auch gespürt, und "gelernt", dass sie besser die Finger davon lassen. Besonders an den extra leicht zugänglichen Traum-Spots haben wir festgestellt, dass die Wildfische, egal ob Regenbogen -oder Bachforelle, die künstlichen Fliegenmuster der Reihe nach ignoriert haben. Hier hat das catch & release die Flossenträger gezeichnet…

Bestätigt wurden wir in unserer These durch das Befischen von Standorten, die aufgrund der Wasserhöhe im Sommer noch unbefischbar waren:

Im Mündungsbereich des Trojeralmbaches ist das Bachbett der Schwarzach sehr breit, mit Seitenarmen und Schotterinseln, die sich bei Hochwasser durch die Naturgewalt des Wassers immer wieder verändern. Hier konnten wir eine Gruppe von rund 5 stattlichen Forellen ausmachen, die im seichten Wasser des einmündenden Trojeralmbaches offensichtlich Nahrung aufnahmen, unter und ober der Wasseroberfläche. Erst nach mehrmaligem Wechseln der Trockenfliege zu immer kleineren Mustern und unzähligen Fehlversuchen konnten wir schlussendlich eine Regenbogenforelle haken.

Schwarzach

Äußerst vorsichtiges Fischen; nach einer gefühlten Ewigkeit brachte eine winzige schwarze Trockenfliege den hartverdienten Erfolg. In diesem leicht zugänglichen Bereich haben garantiert zig Fliegenfischer die ganze Saison über ihr Glück versucht, das haben sich die Fische gemerkt und sind skeptisch geworden - Anfang Oktober

Komplett anders die Situation nur wenige Meter davon entfernt. In Bereich einer größeren, mit Büschen bewachsenen Insel war der Hauptarm der Schwarzach im Sommer nur schwer befischbar. Jetzt hingegen konnte die vielversprechendste Stelle, ein tiefer Zug, problemlos mit der Trockenfliege abgefischt werden. Bereits beim ersten Abdriften der großen Suchfliege hat eine Regenbogenforelle ungestüm zugebissen. Insgesamt konnten wir in diesem Zug sechs Fische überlisten, in weniger als einer Viertelstunde, ohne die Fliege besonders vorsichtig zu servieren. Auch die ungewollt dreggende Köcherfliegenimitation war erfolgreich! Wie gesagt, dies alles wenige Meter vom vorher geschilderten Abschnitt entfernt und praktisch wenige Minuten im Anschluss - also praktisch unter denselben Bedingungen.

Schwarzach

Nur wenige Meter entfernt vom Ort der vorherigen Aufnahme haben unsere Flossenträge zugeschnappt, als gäbe es kein Morgen. Warum? Weil hier ein Befischen bei der erhöhten Wasserführung im Sommer nur schwer möglich ist. Die Fische haben selbst zu Saisonende noch nicht oft eine künstliche Fliege gesehen - Anfang Oktober

Schwarzach

Auf diesem Bild sind beide Bereiche zu sehen: oben Mitte der ganzjährig leicht zugängliche Mündungsbereich des Trojeralmbaches, unten links der Hauptarm der Schwarzach, der im Sommer äußerst schwierig zu befischen ist (das Bild täuscht diesbezüglich ziemlich) - Anfang August

Nachdem wir verstanden hatten, wie der Hase läuft, haben wir unsere Strategie entsprechend angepasst: vielversprechende Gewässerabschnitte, die aber offensichtlich auch bei höherem Wasserstand im Sommer befischbar waren, wurden gezielt ausgelassen oder aber mit sehr feinen Fliegenmustern bearbeitet. Einige Flossenträger konnten wir dadurch überlisten, meistens auf Sicht. Die gut sichtbaren "Brückenfische" waren allerdings eine Nummer zu groß für uns - mit unseren Imitationen konnten wir keine einzige täuschen und ließen es nach einigen erfolglosen Versuchen bleiben. Stattdessen haben wir uns nun auf jene Gewässerabschnitte konzentriert, die im Sommer aufgrund des Wasserstandes nur schwer oder gar unbefischbar waren. Und hier ging die Post ab…

Leider hat am Ende die Zeit nicht mehr dazu gereicht, Abschnitt 2 zu befischen. Wir sind sicher, dass durch den niedrigeren Wasserstand das Befischen dieses unteren Revierabschnittes im Oktober extrem spannend und vielversprechend gewesen wäre - mit der Aussicht auf Fische, die wahrscheinlich das erste Mal im Jahr eine künstliche Fliege zu Gesicht bekommen hätten. Wir werden wieder kommen, um diese These zu prüfen…

Fazit: Das Revier der Schwarzach von Thomas Ladstätter ist die ganze (relativ kurze) Saison über ein Highlight für Fliegenfischer. Aufgrund des "Memory-Effekts", der sich bei den Wildfischen aufgrund des catch & release aber offenbar mit der Zeit einstellt, wird die Fischerei zu Saisonende hin anspruchsvoller, wenn auch nicht unbedingt weniger reizvoll.

Anfängern raten wir also, entweder die frühe Saison bis in den Hochsommer hinein zu nutzen (offenbar vergessen die Fische über den Winter wieder, dass ihnen von den künstlichen Fliegen Ungemach droht) oder im Herbst "ausgetrampelte Pfade" zu meiden und jene Stellen zu befischen, die im Sommer gar nicht oder nur schwer zu befischen sind.

Vor allem der landschaftlich deutlich weniger reizvolle Abschnitt 2 muss im Herbst wegen der nun idealen Bedingungen fischereilich ein wahres Eldorado sein. Dies hat uns auch Thomas Ladstätter bestätigt, der aufgrund des Trubels in seinem Hotel erst im Herbst die Zeit findet, selbst die Rute zu schwingen - bevorzugt mit der Trockenfliege, in Abschnitt 2.

4. Technik und Ausrüstung

Für die Schwarzach, ein mittelgroßes Fließgewässer, eignet sich am besten die Universal-Ausrüstung zum Fliegenfischen schlechthin. Also eine 9 Fuß lange Fliegenrute der Schnurklasse #5 mit einer DT- (mein Favorit zum Trockenfliegenfischen) oder WF-Schwimmschnur. Wir empfehlen ein knotenlos gezogenes Vorfach mit mindestens 12 Fuß (365 cm) Länge, an dessen Spitze noch eine rund 50 cm Lange Vorfachspitze aus Fluorcarbon geknüpft werden kann (0,12 bis 0,16 mm Durchmesser, je nach Wasserstand und Sichtigkeit), am besten mit Hilfe eines Pitzenbauer-Vorfachringes.

In deiner Fliegenbox solltet du diverse Trockenfliegenmuster auf Schonhaken haben, von großen voluminösen Suchmustern (meist Imitationen von Köcherfliegen oder Stimulator-Fliegen), bis hin zu kleinen Imitationen von Eintagsfliegen und Zweiflüglern, am besten aus CDC-Federn, auf Hakengröße 16-18. Als Grundfarben waren wir mit natürlichen Tönen in schwarz und grau am erfolgreichsten. Schau dir z.B. mal unsere CDC Fliegen "Made in Italy" an - ein Hammer!

Fliegen für die Schwarzach

Links eine voluminöse, gut schwimmende und gut sichtbare Suchfliege auf Haken 10, rechts eine feine CDC-Fliege (im Bild deutlich vergrößert) auf kleinem 16er Haken

Natürlich ist auch das klassische Nymphenfischen möglich und in der Regel wohl auch erfolgsversprechender - wenn auch weniger reizvoll (zumindest für uns). Hier sind Nymphen unterschiedlicher Gewichtsklassen und Größen angesagt, also Tungsten- und Messingkopfnymphen in den Hakengrößen von 10 bis 16. Tipp: Thomas Ladstätter kennt sein Revier inn- und auswendig und gibt gerne Tipps weiter für die fängigsten Fliegenmuster.

Eine vernünftige Watausrüstung, Polbrille und Watkescher (am besten mit Schonnetz) sind ein absolutes Muss. Ein Watstock ist von großem Vorteil, falls etwas schwerer zugängliche Plätze watend sicher erreicht werden sollen.

5. Eine Urlaubsdestination für deine ganze Familie

Wie eingangs beschrieben, ist St. Jakob im Defereggental eine etwas verschlafene, sehr urige Wohlfühloase, fernab von der Hektik der verbauten Ballungszentren. Anders als z.B. Urlaubsdestinationen in Südtirol, ist das Defereggental selbst im August ruhig und beschaulich - keine Spur von Touristenmassen! Die Umgebung lädt zum Wandern und Naturgenießen ein und der Wasserreichtum, der sich in zahlreichen Bächlein, historischen Mühlen und Themenwegen manifestiert, ist Spaß-Garant für die Kleinen. Zwei der von St. Jakob aus zu Fuß erreichbaren "Highlights" sind der Wasserspielplatz und der Langstauden-Wanderweg.

Auch das nahegelegene Trojeralmtal auf rund 1800 Meereshöhe ist einen Tagesausflug wert. Hier gibt es für Naturliebhaber viel zu entdecken…

Trojeralmtal

Naturidyll Trojeralmtal, oberhalb von St. Jakob im Defereggental - August

INFOKASTEN SCHWARZACH:

Bewertung: 1/5 = mies, 5/5 = spitze

  • Land: Osttirol (A)
  • Ort: St. Jakob - Defereggental
  • Gewässer: Schwarzach (Revierlänge ca. 7 km, auf knapp 1.400 m Meereshöhe)
  • Kartenausgabe:
    • Karten werden NUR an Gäste des Naturhotel Tandler ausgegeben (max. 4 je Tag)
    • Tageskartenpreis 20 € (bei längeren Aufenthalten noch günstiger)
    • Kontaktperson Thomas Ladstätter (Inhaber Naturhotel Tandler, begeisterter Fliegenfischer)
    • www.tandler.at
    • [email protected]
    • Tel. +43 4873 6355
    • Es ist möglich, mit derselben Tageskarte auch im Trojeralmbach (siehe eigenen Blogbeitrag)
  • Schönheit Landschaft: 4/5
  • Touristisches Angebot: 2/5 (für die Natur gibt’s 5/5)
  • Fliegenfischersaison: Mai bis Mitte Oktober
  • Erlaubte Technik & Köder:
    • Fliegenfischen ohne Widerhaken mit 1 Fliege (Trockenfliege, Nassfliege, Nymphe)
    • Catch and release (no kill)
  • Beste Techniken:
    • Warme Witterung im Sommer und Herbst: Trockenfliege
    • Kalte Witterung und gesamte Saison: Beschwerte Nymphe
  • Zielfische:
    • Regenbogenforelle (65 %)
    • Bachforelle (30 %)
    • Bachsaibling (5 %)
  • Schwierigkeitsgrad:
    • Abschnitt 1: leicht bis schwierig, je nach Teilbereich
    • Abschnitt 2: schwierig
  • Erreichbarkeit Revier: 5/5
  • Zugänglichkeit Gewässer: 5/5
  • Wildfischbestand: 5/5
  • Gesamtnote (Kategorie mittelgroße Gewässer): 4/5
Schwarzach im Sommer taleinwärts

Kommentare

Super Tipp - vielen Dank. Eine Menge toller Fische gefangen, die sich gierig auf Eure Fliegen gestürzt haben. Auch der Tandlerhof ist sehr empfehlenswert. Ein gelungenes Rund-um-Paket.

Jakob v., 30.06.21 20:02

Super Landschaft und gute Fische

Gottfried M., 18.05.21 20:46
Einträge insgesamt: 2

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Markus Heiss
Markus Heiss
Fliegenfischer
Job: Unternehmer
Hobbies: Fischen, Natur erleben, Berglauf
Durch seinen Vater schon im Kindesalter im Südtiroler Sarntal mit der Fischerei in Kontakt gekommen (natürlich als „Schwarzfischer“ wink), ist diese Leidenschaft nach der Pubertät wieder aufgeflammt, mit tollen Erfahrungen im Spinn- und Hegenefischen. Seit dem Jahr 2003 fischt Markus fast ausnahmslos nur noch mit der Fliege - so oft als möglich mit der Trockenen - und hat sein Hobby im Jahr 2008 zum Beruf gemacht, indem er diesen Shop gegründet hat und mit seiner Partnerin Petra führt. Markus ist auch sonst gerne mit seiner Familie in der Natur unterwegs und hat vor einigen Jahren den Reiz des Berglaufs für sich entdeckt.
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